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Psalm 62, 6

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Liebe Leserin, lieber Leser! Das Jahr 2010 wurde von vielen Gemeinden als Jahr der Stille begangen. In der Berlebecker Kirche wurde die Sakristei zum Raum der Stille. Manche haben diesen Raum aufgesucht, um hier vor Gott ruhig zu werden, allein, oder an vielen Dienstagabenden mit anderen zusammen. Nun ist das Jahr der Stille vorüber und der schöne Raum ist zu einem kleinen Gruppenraum umgestaltet worden. Das Jahr 2011 ist zum Jahr der Taufe ausgerufen. In der Lippischen Landeskirche wird es vielfältige Aktionen dazu geben.

Das Jahr der Stille hatte seinen Wert in sich. Vieles konnte neu entdeckt werden und wird uns weiter begleiten. So auch, dass sich unser Leben im Rhythmus von Arbeit und Stille, Reden und Hören bewegt.

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, denn von ihm kommt meine Hoffnung." Psalm 62,6

Schön, dass uns der Monatsspruch für den März die Ruhe und Stille vor Gott wieder ins Gedächtnis ruft.

Wenn man den ganzen Psalm mitbetet, kann man nachfühlen, was der Beter in der Stille erlebt: Gott schenkt neue Kräfte. Dabei verschweigt der Beter nicht, wie es um ihn steht: Er wird beleidigt, schlimme Dinge werden über ihn verbreitet: Ja, es gibt sogar Menschen, die ihm nach dem Leben trachten. Aber der Beter klagt und hadert nicht. Er dankt Gott. Wie kann ein Mensch das, der sich von allen Seiten angefeindet und bedrängt fühlt? Der Beter wird ruhig. Aber er kreist in der Stille nicht um sich selber. Schweigend ist er mit Gott im Gespräch und richtet seinen Blick auf ihn. „Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, denn von ihm kommt meine Hoffnung" so beginnt er und fährt fort: „Denn Gott ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde". Gott ist der Herr über Himmel und Erde. Gott hat die Menschen geschaffen und er hat versprochen, dass sie in seiner Hand geborgen sind. Das ruft sich der Psalmbeter ins Bewusstsein. Indem er es ausspricht treten seine Sorgen in den Hintergrund und das feste Vertrauen auf die Hilfe, die allein bei Gott ist, tritt nach vorn.

Es ist wie bei der Sturmstillung auf dem See Genezareth. Die Jünger werden umtost von den Widrigkeiten des Lebens, sie haben Angst, sie verzweifeln fast, da kommen sie endlich auf die Idee: Sie wecken den schlafenden Jesus und klagen ihm ihr Leid. Jesus steht auf, bedroht den Wind, und es entsteht „eine große Stille". Gott selbst tritt in ihre Mitte. Der Sturm ist vorbei. Die Ängste, die die Jünger hin und her geworfen haben, legen sich. Die Jünger wissen sich in Gottes Händen geborgen.

Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Bevor das Ohr die unzähligen Stimmen des Tages vernimmt, soll es in der Frühe die Stimme des Schöpfers und Erlösers hören. Die Stille des ersten Morgens hat Gott für sich selbst bereitet, ihm soll sie gehören."

Der Morgen bietet für viele Menschen einen Raum, der von Stille geprägt ist. Es tut gut, sich am Morgen Zeit für diese Stille zu nehmen und ruhig zu werden, Gott die Tür zu öffnen und ihm alles in die Hände zu legen und zu spüren, dass wir bei ihm geborgen sind – heute und morgen und alle Tage.

Herzliche Grüße auch im Namen des Kirchenvorstandes und von Pastorin Heike Stijohann

Iris Opitz-Hollburg