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Hiob 4, 17

Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? Hiob 4,17

 

Eine Hiobsbotschaft:

aus heiterem Himmel verändert sich das Leben. Eine schwere Erkrankung oder ein schrecklicher Verlust trifft den Menschen und erschüttert das ganze bisherige Leben.

Und als ob das nicht alles schon schwer genug wäre, stellen sich gleich die Zweifel ein: warum? Warum ich? Womit habe ich das verdient?

Als es Hiob damals traf, beklagte er sich laut bei Gott und warf ihm alle diese Fragen an den Kopf.

Ja – und dann kamen seine Freunde: wohlmeinend wollten sie ihn trösten. Zuerst hörten sie noch zu – und dann fingen sie an zu bohren: irgendetwas hast Du falsch gemacht. Das hat sicher alles seinen Grund. Vielleicht ist es sogar Gott selber, der dich straft – überleg doch mal!?

Genau in diese Richtung zielen auch viele Sprüche, die wir schnell auf Lager haben: „Gottes Mühlen mahlen langsam – aber gewaltig", „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort", „der liebe Gott sieht alles"...

Ganz schnell fragen wir nach der Schuld – und merken gar nicht, wie unbarmherzig das ist: zum Leid kommen jetzt auch noch die vernichtenden Zweifel: bin ich selbst dran schuld?

Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?

Auch Luther hat mit dieser Frage lange gekämpft, bis er (wieder) entdeckte, dass kein Mensch von sich aus „gerecht" ist. Aber im Glauben an Jesus Christus darf sich jeder Mensch gerechtfertigt wissen. Kein Mensch „verdient" sich Gottes Liebe durch eigenes Wohlverhalten, und dann muss man auch umgekehrt sagen: keiner „verdient" sich irgendeine vermeintlich „gerechte" Strafe (oder wir wären alle dran...).

Im Leid geht es nicht um Schuld oder Strafe! Und schon gar nicht darum, auf irgendjemand mit dem Finger zu zeigen! Kein Mensch ist gerecht vor Gott – von sich aus. Und wer auf den anderen mit dem Finger zeigt, zeigt gleichzeitig mit drei Fingern auf sich selbst! Das bedeutet für uns, dass wir mit dem Leid anders umgehen müssen. Nicht auch noch Salz in die Wunde streuen, oder hintenherum zu spekulieren, womit er oder sie das „verdient" hat. Sondern „Mit-menschlich".

„Mach's wie Gott - werde Mensch". Wie Jesus Christus es vorgemacht hat: dem leidenden, kranken, traurigen, sterbenden Menschen ein Mit-mensch werden. Bei ihm zu bleiben, Leiden aushalten, zuhören.

Und wenn dann die Zweifel kommen oder die Frage nach der Schuld: vielleicht gemeinsam beten und die ungelösten Fragen wieder an den zurückgeben, der sie alleine lösen kann.

Hiob wusste noch nichts von der „Rechtfertigung aus Glauben", wie Paulus sie erklärt, und wie sie uns versprochen ist. Auch viele von uns heute können damit noch nicht so recht viel anfangen – das soll jetzt auch gar kein Thema sein.

Aber was Hiob wusste war, dass er seinem Gott alles erzählen durfte, schreien, klagen, selbst anklagen durfte. Dass er ihm vertrauen konnte, weil er daran festhalten wollte, dass Gott alles zu einem guten Ende bringt. Auch das, was ich als Mensch noch nicht verstehe.

Heike Stijohann
Monatsspruch Oktober 2011