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Evangelisch - reformierte Kirchengemeinde Horn

Schlusssteine – ein Spaziergang durch unsere Kirche

Herzlich Willkommen,
ich möchte mit Ihnen einen Spaziergang durch unsere Horner Kirche machen. Dabei soll der Blick heute nach oben gehen - unter die Decke. Die Schlusssteine oben im Gewölbe sind die Haltpunkte auf unserem Weg durch die Kirche.

 

1. Station
Irgendwo in einer Kirchenbank
Suchen Sie sich einen Platz in der Kirche - egal wo. Wichtig ist, dass Sie das Gefühl haben: “Das ist mein Platz! Hier fühle ich mich wohl.” Unsere Kirche ist auch Ihr Haus. Es gibt hier einen Platz für Sie, an dem Sie sich wohlfühlen sollen. Zugleich ist Sie Gottes Haus. Bei Ihm sind Sie Gast, willkommen.
Blicken Sie von Ihrem Platz aus unter die Decke. Sie sehen die Gewölbe, die Streben. Woran erinnert Sie die Gewölbedecke? Es ist keine gerade Fläche, sondern ein wenig spitz - beginnende Gotik - eingewölbt. Keine scharfen Kanten, anschmiegsam und Raum gebend - vielleicht in der Wölbung erinnernd an denMutterleib.
Der Himmel ist nachgebildet. Der Himmel draußen mit seinem Blau, seiner Atmosphäre, die unseren kleinen Planeten schützt. Das Himmelsgewölbe in der Kirche mit seinem hellen Weiß - Licht und Schutz zugleich. Gott schütz Dich.

2. Station
Es ist Zeit aufzustehen, die einzelnen Schlusssteine, die das Gewölbe halten, näher anzuschauen. Entfernte man die Schlusssteine, fielen die Gewölbe zusammen. Die Steine tragen die Last. Christus wird in der Bibel als Eck- oder Schlussstein bezeichnet. Er hält alles in unserem Leben zusammen. Ohne ihn zerfiele es in lauter Einzelsteine. So aber ist mein Leben gehalten. 2stat weihnachtenDie Schlusssteine erzählen jeder aufs Neue von Christus. Wir beginnen ganz im Osten - im Chorraum. Gehen Sie ruhig die Stufen hinauf, hinter den Abendmahlstisch. In alten Kirche nennt man diesen Bereich auch das Paradies.

Ein Stern steht am Himmel - erinnert an den Stern von Weihnachten, an das Licht, das in der Nacht scheint. Christus nennt sich das Licht der Welt. Woran denken Sie dabei? An einen Strahler? An etwas, was Sie blendet, wie ein entgegenkommendes Auto? An etwas wie eine Taschenlampe, die ihnen den Weg zeigt? Ein Kerze in lauer Sommernacht, um die herum wir mit einem Glas Wein sitzen?

3. Station
3stat osternNur ein paar Schritte sind es weiter nach vorn - in Richtung Abendmahlstisch, in Richtung Kirchenschiff. Wieder wird von Christus erzählt - nun ist es eine Sonne und in dieser Sonne ein Kreuz. Karfreitag und Ostern. So nah liegt es beisammen - das Geborenwerden, Sterben und Auferwecktsein Jesu.
Karfreitag - der Hinweis auf die vergebene Sünde und was es Gott sich kosten läßt, mein Gott zu sein. Ostern - das uns verborgene und kaum glaubhafte. Die Zusage - du gehst nicht einmal an den Tod verloren. Jesu Zusage: ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende.
Alle Tage - vielleicht denken Sie einen Moment darüber nach: Wie verbringen Sie Ihre Tage? Wann ist ein Tag gut? Wann ist ein Tag schlecht? Was hat Gott zutun mit meinen guten und schlechten Tagen?

4. Station
Sie stellen sich vor die Bänke im Mittelschiff. Vor Ihnen die Bänke und die Orgel; über Ihnen sechs weitere Schlusssteine - fünf von ihnen umgeben einen sechsten. Er ist die heimliche Mitte der Schlusssteine im Kirchenschiff. Fünf scheinen - auf den ersten Blick weltliche Obrigkeit darzustellen: Lippische Rose und Schwalenberger Sterne erinnern an das lippische Grafen- und Fürstenhaus, zwei Hörner an den Rat der Stadt und an das Amt Horn.
Weltliche Obrigkeit ist dargestellt - sicher. Sie sorgt für Ordnung und ist deshalb auf den Schlusssteinen in den Himmel gehoben. Sie gibt den Rahmen ab, der uns hilft unser Leben einzurichten. Ohne sie geht es nicht. Die fürstliche Herrschaft ist vergangen. Aber Ordnung ist geblieben - demokratische Ordnung. Sie hilft zu leben. Und darum ist sie etwas, was mit dem Himmel zu tun hat.

5. Station
5stat lammEin Schlusstein fiel auf - der den die ‘weltlichen’ umgeben. Den nehmen Sie jetzt näher in Augenschein. Es ist der Schlusstein über der Orgel: Ein Lamm, das zurückblickt und eine Siegesfahne trägt.
Wieder geht es um Christus. Johannes der Täufer nennt ihn das Lamm, das die Sünde der Welt trägt. Das Lamm ist das Zeichen der vergebenen Sünde. Vergebung trägt den Sieg davon. Im Alten Testament wird einmal ein Bock beschrieben, der in die Wüste gejagt wird - als Sündenbock. So einen brauchen wir zum Leben.
Vielleicht halten Sie einen Moment inne: Was habe ich in meinem Leben verbockt? Wo habe ich andere verletzt? Wo mich selbst? Kann ich vergeben? Wird mir vergeben?

6. Station
6stat sternNoch einmal ein Blick auf die ‘weltlichen’ Schlusssteine - geht man vom Lamm, vom Sündenbock aus, bekommen sie eine neue Aussage. Das Lamm, der Sündenbock - ein alttestamentlicher Hinweis; lassen sich die weltlichen Schlusssteine auch so verstehen. Sind sie – verborgen unter der weltlichen Tarnkappe – Hinweise auf das, was wir von Christus erwarten dürfen.
Also blicken wir auf die Sterne. Sie sind über der Nord- und Südtür angebracht. Am Himmel sind das die Extreme: Kälte und Hitze, Mittag und Mitternacht. Morgen- und Abendstern – ein und der gleiche Planet, die Venus. Sie kündet das Kommen der Nacht an, aber auch das Kommen des Morgens. Sie leuchtet auf in der Dunkelheit, aber sie läßt auch den Morgen aufscheinen.
“Wie schön leuchtet der Morgenstern” beginnt ein Kirchenlied aus der Pestzeit. Sein Dichter hat Frau und Kinder beerdigen müssen. Mit dem Morgenstern, der ihm dennoch leuchtet und ein Morgen verheißt, meint er Christus.

7. Station
7stat kirchstrasse7stat mittelstrasseDie Hörner - nachdem wir die Sterne in der Bibel entdecken konnten, gelingt uns das auch bei den Hörner. Das Widderhorn ist in der Bibel ein wichtiges Signalinstrument. Es verkündet den Beginn des neuen Jahres. Damit verbunden ist das Gefühl des Neuanfangs, des Aufbruchs. Das Erklingen des Hornes verspricht in der Bibel: “Du kannst neu beginnen! Du bist nicht festgelegt! Hab Mut, du kannst es!”

Noch eine zweite Bedeutung hat das Horn. Auch in biblischen Zeiten konnten Menschen in die Schuldenfalle geraten. Damit Menschen auch wirtschaftlich wieder freiwerden, gab es die Einrichtung des Erlaßjahres. Alle 7 Jahre und jedes 50. dazu galt der Wiederherstellung wirtschaftlicher Möglichkeiten für die Armen. Den Gott will ein Gott für die Armen sein. Und Christus selbst wird unter die Armen gerechnet.

8. Station
8stat roseSie stehen nun wieder in der Mitte der Kirche - unter der lippischen Rose. Wer die Geschichte dieses Symbols kennt, weiß: Es ist ein Mariensymbol gewesen. Maria, die Jesus zu Welt bringt. Als Mariensymbol war die Rose allerdings noch weiß. Sie ist dann zum Zeichen für Jesus geworden - vom Rot des Blutes gefärbt.

Wieder ist es ein alttestamentliches Zitat, das hier hineinspielt. Wir singen es zu Weihnachten: “Es ist ein Ros’ entsprungen, aus einer Wurzel zart”.

Letzte Station
Sie setzen sich wieder auf “Ihren” Platz. Wir haben manches über die Schlusssteine bedacht. Ein letzter Gedanke soll uns begleiten.
Die Schlusssteine im Chorraum - Weihnachtsstern und Karfreitagssonne - erzählen Jesu Lebensgeschichte. Sie berichten, was im Neuen Testament steht. Jesus ist der lang schon Erwartete.
Die Schlusssteine im Kirchenschiff erzählen von alttestamentlichen Hoffnungen: auf Vergebung, auf Licht in der Dunkelheit, auf den anbrechenden Tag, auf Schuldenerlass und Neuanfang. Es sind die Hoffnungen des Volkes Israel, des jüdischen Volkes.
Sitzen wir im Kirchenschiff, so sitzen wir im Zelt der Erwartungen und Hoffnungen. Und wir sitzen quasi zusammen mit Gottes ersterwähltem Volk. Gemeinde und Israel gehören zusammen, auch wenn sie getrennt beten. Gottes Horizont ist größer als der der christlichen Gemeinde.
Sitzen wir im Kirchenschiff, so blicken wir auf die Schlusssteine im Chorraum. Wir blicken auf Jesu Geschichte. Und obwohl diese Geschichte schon 2000 Jahre zurückliegt, sie ist immer noch unsere Zukunft. Sie ist Vergangenheit und liegt doch vor uns, weil er unsere Hoffnungen erfüllen wird - sicher.

Es ist Zeit zu gehen. Lange haben wir in den Himmel geschaut, der sich über der Kirche wölbt. Er ist getragen von Schlusssteine, die von Christus erzählen. Auch der Himmel draußen ist getragen von Gott. Und mein Leben unter diesem Himmel auch.
Einen guten Weg unter diesem Himmel, mit diesem Jesus Christus.

Einen guten Tag und Gottes Segen

Pastor Maik Fleck

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