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Evangelisch - reformierte Kirchengemeinde Bad Meinberg

Die Glocken

 Glockengeläut unserer Kirche in Bad Meinberg (Aufnahme vom WDR Köln)

 

Die Glocken

Glocke

Am Pfingstsonntag 1983 wurde im Deutschlandfunk der Gottesdienst aus unserer Kirche übertragen. Ein Zuhörer, ein Glockensachverständiger aus Süddeutschland schrieb damals an Pastor Meier:

„Das bemerkenswerte an Ihrem Geläut ist, dass nicht nur die Schlagtöne hörbar sind, sondern auch die sehr deutlichen Unter-Moll-Sexten, so dass der Eindruck eines Geläutes von sechs Glocken entsteht und das Geläut sehr eindrucksvoll wirkt und wunderschön, geradezu romantisch. Ich fühle mich daher veranlasst dazu, Ihnen zu sagen, dass ich sehr froh bin, dass dieses Geläut ausgerechnet zu Pfingsten zu hören war und fast das schönste ist von allen Geläuten, die der Deutschlandfunk im ganzen Jahr hören ließ. Ihrer Gemeinde muss man gratulieren zu ihrem wunderschönen Geläute; dass es aus Sext-Gußstahl-Glocken besteht, die im allgemeinen verächtlich beurteilt werden, ist sehr hervorzuheben.“

Bis zum ersten Weltkrieg waren zwei Bronzeglocken vorhanden. Die größere stammte wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert und trug die Aufschrift Magister Henricus Landgreve de Varberge (Warburg). Ein Glockengießer wird 1283 in Warburg erwähnt. Möglicherweise handelt es sich um jene Glocke, die 1438 von der damals eingegangenen Kirche zu Schieder für 100 Mark Silbers gekauft wurde .Im Jahre 1901 wurde die Glocke, eines Risses wegen, von Ohlsen Lübeck umgegossen. Inschrift an der Glocke: Ehre sei Gott in der Höhe. Gestiftet von Ernst Graf Regenten zu Lippi 1901. Die Glocke hatte einen Durchmesser von 1080 mm.

Für die zweite Glocke ist überliefert, dass sie im Jahre 1664 von Ch. Kleimann in Lemgo umgegossen worden ist. 1697 erfolgte ein weiterer Umguß. Die Glocke, die bis zum ersten Weltkrieg erhalten blieb, hatte einen Durchmesser von 870 mm. Diese Glocke soll sehr schön gegossen gewesen sein. Sie musste im ersten Weltkrieg zusammen mit den beiden Schlagglocken der Uhr abgegeben werden und wurde vernichtet.

Da die eine verbliebene Glocke nicht ausreichend war, hat der Kirchenvorstand 1921 bei dem Bochumer Verein drei Stahlglocken in den Tönen dis-fis-gis in Auftrag gegeben. Das Geläut wurde zu einem festen Gesamtpreis von 32980 Mark bestellt. Hier wurde die verbliebene Bronzeglocke wahrscheinlich in Zahlung gegeben. Auf Grund der einsetzenden Inflation wurde das Geläut jedoch 100 % teurer. Auf die angebotenen Läutemaschinen zum Preis von 2.536.684,00 Mark wurde dann auch verzichtet.

Im Februar 1922 bekam der Kirchenvorstand einen Schreck. Der damalige Pfarrer schrieb an den Bochumer Verein: „Der Kirchenvorstand hat gehört, in seiner Nachbargemeinde sei das Stahlgeläut in betreff des Tones mangelhaft ausgefallen, es fiele gegen die früheren Bronzeglocken sehr zu seinem Nachteil ab. Er erlaubt sich daher die ergebenste Anfrage, ob Befürchtungen in dieser Hinsicht begründet sind. Sollte letzteres der Fall sein- ob dann noch die Bestellung dahin abgeändert werden könnte, dass wir zu der vorhandenen großen Bronzeglocke eine kleinere, mit ihr harmonierende Glocke von dem selben Material anschaffen.“

Scheinbar wurden die Bedenken zerstreut. So wurde dann Mitte Januar 1923 das neue Geläut eingeweiht. Es heißt: „Die Gemeinde hat an dem schönen weitschallenden Geläut viel Freude“.

Glocke

Die drei Glocken tragen zwischen zwei Stegen die Inschrift:

GEG. V. Bochumer Verein I. Bochum 1922

Dazu Inschrift Glocke 1
Ehre sei Gott in der Höhe
Weihnachten 1921
Fr. König, Pastor
Fr. Hagemeister Nr. 1 Flammkamp
Fr. Siek Nr. 207 Meinberg Kirchendechen

Inschrift Glocke 2
Friede auf Erden

Inschrift Glocke 3
Den Menschen ein Wohlgefallen

 

Die Daten der Glocken:

Glocke 1,
Gewicht 1200 kg. Durchmesser 1428 mm, Schlagton dis.

Glocke 2,
Gewicht 870 kg, Durchmesser 1200 mm, Schlagton fis.

Glocke 3,
Gewicht 550 kg, Durchmesser 1095 mm, Schlagton gis.

 

Diese Glocken mussten nun mittels Seilen, welche im Uhrenraum hingen, von je einer Person in Schwingungen gebracht werden. Dazu waren 3 Frauen aus der Nachbarschaft der Kirche bereit. Der Kirchenvorstand beschloss: Das Gras auf dem alten Friedhof sollen fortan die 3 Frauen erhalten, die das Läuten besorgen. Wie schon erwähnt, es war Inflationszeit. So bekamen die drei Frauen zusammen von April bis Juni 1923 150.000,00 Mark für das Läuten.
Eine Vergütungsordnung von 1939 lautet:
Die Läutefrauen erhalten ab 1. April des Jahres vierteljährlich 15,00 RM, und für das Läuten bei Beerdigungen 1,00 RM.
Am Abend vor einem Sonntag oder kirchlichen Feiertag wurde um 18 Uhr der Sonntag eingeläutet. Am Sonn- oder Feiertag war um 8 Uhr das erste Vorläuten mit 3 Glocken. Um 9 Uhr das zweite Vorläuten mit 2 Glocken und um 10 Uhr zum Gottesdienst wieder das volle Geläut. Dann wurde um 18 Uhr wieder der Sonntag ausgeläutet.
Bei einem Sterbefall erklangen erst 15 Min. Einzelschläge (das sogen. Kleppen). Danach 15 Min. volles Geläut. Zur Beerdigung, diese geschah immer vom Wohnhaus aus, wurde auf dem Weg zum Friedhof geläutet.
So wurde es bis 1950 gehandhabt.

Glocke 3

Es gab nur einmal einen ernsthaften Zwischenfall. Während des Läutens löste sich bei einer Glocke der Klöppel. Er durchschlug die Holzdielen und schlug neben einer Läutefrau auf. Außer einem großen Schreck ist ihr aber nichts geschehen.
Im Jahre 1950 wurden 3 Läutemaschinen und ein Antrieb für das Kleppen zum Preis von 2.133,00 DM angeschafft. Das Läuten konnte nun mit Knopfdruck eingeschaltet werden. Diese Tätigkeit gehört nun zum Küsterdienst.
Heute wird das Läuten über die 1993 eingebaute elektrische Uhrenanlage fast automatisch gesteuert.

Georg Stritzke, Werner Rulle