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Evangelisch - reformierte Kirchengemeinde Bad Meinberg

Das alte Pfarrhaus

Das alte Pfarrhaus mit seiner Pfarrscheune hat eine Vorgeschichte - besonders über die Pfarrscheune - gibt es einige Anekdoten zu erzählen.
Das alte Pfarrhaus irgendwann waren seine Tage gezählt und doch bleibt es in guter Erinnerung Wenn Steine reden könnten ...

 

Altes Pfarrhaus mit Pfarrscheune im Winter

Die Vorgeschichte 

Als im Jahre 1829 Pastor Stockmeyer die Pfarrstelle in Meinberg übernahm, war der heutige Badeort noch ein bescheidenes Dörfchen. Seit etwa einem halben Jahrhundert wurden die Heilquellen genutzt. Zu Stockmeyers Zeiten mögen etwa 200 bis 300 Logies für Badegäste zur Verfügung gestanden haben. Als im Jahre 1777 das Pfarrhaus repariert worden war, hatte man es auch für „Kurgäste zum Logieren“ eingerichtet. So mag auch Stockmeyer Badegäste in seinem Hause gehabt und durch sie allerlei Anregungen empfangen haben. Seit 1777 hatte der Pastor auf Anordnung des Konsistoriums sonntags eine Predigt für Brunnengäste zu halten. Das geschah anfangs durch einen Hilfsprediger, später gehörte es zu den Obliegenheiten des Gemeindepfarrers.

Da Stockmeyer ein Freund der Blumen war, bemühte er sich, den Pfarrgarten herzurichten. Gartenarbeit gehörte in jener Zeit zu den Lieblingsbeschäftigungen des Meinberger Pastors. Dass die Gemeinde Meinberg ihrem langjährigen Pastor in herzlicher Zuneigung zugetan war, bewies sie dadurch, dass sie ihm aus eigener Bewegung ein neues Haus baute, und er hatte nicht nur die Freude, dass ihm sein neues Haus ganz nach seinen Wünschen eingerichtet wurde, sondern die noch viel größere Freude, dass der ganze Bau ohne die geringste Streitigkeit und ohne den leisesten Missklang verlief. Doch dann erging im Jahre 1856 der Ruf der Gemeinde Bega an ihn, die dortige Pfarrstelle zu übernehmen.

Sein Nachfolger, Pastor Menke, konnte das schmucke Pfarrhaus beziehen. Ein Chronist schreibt: „Am Fuße des Schanzenberges liegt es über der Mitte des Dorfes und doch still und friedlich, umhegt an seiner Südseite vom Hof- und Ziergarten, an der Nordseite vom Obst- und Gemüsegarten. Es zeichnet sich durch seine bequeme Einrichtung und sonnige Lage aus.“

Das alte Pfarrhaus aus dem Jahre 1666 wurde damals auch für den Betrieb von Landwirtschaft eingerichtet. Es bestand aus einer Scheune mit Stallung, Küche und oberen Vorratskammern zu beiden Seiten der Diele sowie aus einem Vorbau nach Norden hin mit Wohn- und Schlafräumen. An die Scheune schließt sich das jetzige 1856 erbaute Pfarrhaus unmittelbar an.


 

Altes Pfarrhaus

Die Pfarrscheune

Die Scheune wurde wiederholt ausgebessert, zuletzt gründlich im Jahre 1914. Westwand und Nordgiebel wurden erneuert und die Dachpfannen in Zementmörtel gelegt. - Die Arbeit wurde unmittelbar vor Beginn des Weltkrieges für ca. 1.500 Mark fertig gestellt. Über dem Torbogen der großen Eingangstür steht die bei feuchter Luft noch leserliche Inschrift:

„Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen über eure Seelen als die da Rechenschaft dafür geben sollen“. (Hebr. 13,17) Anno 1666

Damals gehörte eine Scheune aus wirtschaftlichen Gründen zu einem Pfarrhaus, da die Nutznießung der Pfarrländereien den jeweils amtierenden Pfarrern als Teilbesoldung zustand. Was nicht selbst bewirtschaftet werden konnte, erbrachte Pacht in bar oder Naturalien. Die Eigenbewirtschaftung der Ländereien entfiel später fast vollständig. Die Wohnräume in der Pfarrscheune wurden an Leute vermietet, die auch die Stallungen für Tierhaltung mit nutzten. In den mageren Kriegsjahren fütterten und schlachteten die Mieter auch immer ein Schwein für den Pastor mit und verrechneten den Kaufpreis korrekt nach Schlachtgewicht mit der Miete. Der Pastor hielt sich nur Hühner, und er brauchte in der Scheune einen Lagerplatz für Deputatholz zum Heizen und Kochen.

Im Jahre 1953 ging Pastor Kottmeyer in den Ruhestand. Sein Hühnerstall blieb leer und ein Lagerplatz für Deputatholz erübrigte sich, weil die Holzrechte abgelöst wurden. Die Pfarrscheune beherbergte noch für eine Zeit den Totenwagen bis die neue Friedhofshalle fertig war und Beerdigungen grundsätzlich nicht mehr vom Trauerhaus aus stattfanden. Ein mit Pferden bespannter Wagen war nicht mehr nötig.

1960 wurde die Scheune wegen Baufälligkeit abgerissen. Es gab Platz für Garagen und Parkraum.

In der letzten Augustwoche 1967 wurde das alte Pfarrhaus von der Abbruchfirma Friedrichsmeier, Bad Meinberg, abgerissen. Die Angebotssumme betrug 5.500,— DM und konnte auch eingehalten werden. Das höchste Angebot dieser Ausschreibung lautete auf 11.645,— DM. Der Gesteinsbauschutt brauchte nicht kostenpflichtig entsorgt zu werden, er diente zur Befestigung des Wirtschaftsweges „Im Klagessiek“ in Vahlhausen. Diese Maßnahme war ohnehin dringend nötig für die Holzabfuhr des dort befindlichen Waldstückes der Kirchengemeinde.

Georg Stritzke


 

Altes Pfarrhaus

Seine Tage sind gezählt

In diesem Monat Abbruch des alten Pfarrhauses

Ein Zeuge der Meinberger Geschichte wird in den nächsten Tagen der Spitzhacke zum Opfer fallen. Das alte 1856 erbaute Pfarrhaus wird noch in diesem Monat abgerissen. Eine Meinberger Firma wird diese traurige, aber notwendige Sache erledigen.

Von außen sieht das schmucke Haus noch gar nicht abbruchreif aus, aber beim Betreten geht man an durchgefaulten Wänden vorbei, steht auf Fußbodenbrettern, die sich bei jedem Schritt beängstigend durchbiegen.

Vor etwa fünf Jahren, als der Bau eines neuen Pfarrhauses geplant wurde, wollte die Kirche das alte Gebäude mitsamt dem herrlich und ideal an der Kreuzung Schul-und Mittelstraße gelegenen Geländes verkaufen. Lebhafter Einspruch von Pastor Mengedoht und von Seiten des Kirchenvorstandes überzeugten jedoch das Landeskirchenamt davon, dass das Landstück in Händen der Kirchengemeinde bleiben müsse.

Später trug man sich dann mit dem Gedanken, das Pfarrhaus innen zu renovieren, um so wenigstens die alte Architektur zu erhalten. Auch dieser Plan musste fallengelassen werden. Nicht zuletzt die vermoderten Holzdecken, und die Tatsache, dass das Gebäude nur zur Hälfte unterkellert ist, erforderte den Abbruch.

Lippische Landeszeitung,
Freitag, 4. August 1967


 

Pfarrscheune

In guter Erinnerung

Wenn Steine reden könnten ....


Ein Zeuge alter Meinberger Geschichte ist nicht mehr! War das eine Unruhe rings um uns in der Woche vom 21.-26. August des Jahres 1967; so etwas Eingreifendes hatten wir noch nie erlebt, wir, die Steine der Außenmauern des Meinberger Pfarrhauses. Das war ein Getöse, ein Brechen und Schieben, dass uns zeitweise Hören und Sehen verging; aber das hatten wir uns vorgenommen: leicht wollten wir es den Menschen mit ihren Maschinen nicht machen, uns zu zerstören, hatten wir doch 111 Jahre fest zusammengehalten! Im Jahre 1856 hatten uns nämlich geschickte Männerhände zusammengefügt zu dem stattlichen Gebäude an der Ecke Mittelstraße – Schulstraße, als das kleine Gebäude, das 1666 errichtet worden war, den Ansprüchen nicht mehr genügte und nur noch als Scheune benutzt wurde. Die Zeiten damals waren nämlich ganz anders als heute. Die Einkünfte des Ortspfarrers bestanden überwiegend aus Naturalien. Viel Land gehörte zur Pfarrstelle, teils in Wehren und beinahe in Vahlhausen, da brauchte man Platz für Ernte und Hilfskräfte, und für beides konnte das alte Haus nicht mehr Platz bieten.

Erster Bewohner unserer ausgedehnten Räumlichkeiten wurde Pastor Menke, der 40 Jahre lang – also bis 1896 Freud und Leid mit uns teilte. Sein Denkmal könnt Ihr noch auf dem Meinberger Friedhof sehen, und sein Bruder, der Hofmaler des lippischen Grafen, weilte oft in unseren beschützenden Mauern und hat das schöne, zweigeschossige Gebäude auch gemalt. Die Bilder sind noch in Detmolder Archiven zu sehen. Wir sahen ihn gerne, denn wir wussten damals schon: Wir würden Generationen überdauern und haben ja auch Kriegen und Naturgewalten standgehalten, denn unsere Mauern sind 60 cm dick, man kann uns schon einiges zumuten. Oft war fröhliches Leben in unseren Räumen, das gefiel uns natürlich besonders gut, aber wir haben auch manchen Seufzer gehört und manche Träne gesehen, wie es im Dasein eines alten Mauersteins dazugehört!

Aber wir wollen nicht abschweifen, sondern uns an Tatsachen halten, denn einem Stein steht es nicht an, allzu viel Gefühl zu zeigen. Im Jahre 1897 zog dann Superintendent Robert Nacke aus Ehrsen nach Meinberg und betreute die Gemeinde 15 Jahre lang, bis ihm Pastor Friedrich König aus Wiembeck folgte; aber auch er blieb nur 12 Jahre. Doch dann hatten wir wieder 30 Jahre lang den gleichen Herrn, nämlich Pastor Fritz Kottmeyer. Er kam aus Talle. Er hatte die schwere Zeit des 2.Weltkrieges durchzustehen, wo er auch noch die zur Wehrmacht einberufenen Pfarrer des benachbarten Horn zu vertreten hatte. Er zog 1953 aus unseren Mauern aus, und es hat uns gefreut, dass wir beobachten konnten, wie er sich ganz in unserer Nähe selbst ein eigenes Haus baute. So haben wir uns bis zu seinem Tode nicht ganz aus den Augen verloren.

Der Nachfolger Pastor Kottmeyers wurde Pastor Dr. Muthmann aus Detmold. Ihn schirmten wir bei seinen Studien und philosophischen Gedankengängen vor dem Lärm der Außenwelt ab. Aber wie es im Leben der Menschen und auch der Häuser geht: Alles wechselt. So zog auch er vor seiner Pensionierung 1962 aus, um in Lage bei Bentheim nahe der holländischen Grenze sein Amt wieder aufzunehmen.

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Für nur ein Jahr durften wir dann den jungen Pfarrer Arnold Rust aus Homburg an der Saar mit seiner fröhlichen Kinderschar beherbergen, dann zog es ihn in seine Heimat zurück, und es kam Pfarrer Otto Mengedoht aus Schieder. Doch wie es im Alter so geht: im Inneren des von uns so gut zusammengehaltenen Gebäudes zeigten sich mancherlei Alterserscheinungen, Gebrechen, die nicht mehr auszukurieren waren. Wir ahnten schon so etwas: zeigten sich doch immer häufiger Herren mit Zeichnungen und wichtigen Mienen, und bald sahen wir es denn auch: ein neues Pfarrhaus entstand! Uns war sehr weh ums Herz, aber wir fügten uns unter Ächzen in das Unabänderliche!

Nach zwei Jahren, in denen wir uns prächtig verstanden haben und in denen wir uns oft am Musizieren der Familie und deren Freunde gefreut hatten, und die uns mit Leben erfüllte! Sie zogen in ein neues Haus, und wir blieben leer und einsam stehen. Doch was wir kaum zu hoffen gewagt hatten: Noch einmal „gastierte eine Pfarrersfamilie in den oberen Räumen des Hauses; Pastor und Missionar Hermann Lübke aus Südwestafrika verbrachte hier mit seinen Lieben seinen einjährigen Heimaturlaub. Dann aber war´s endgültig still.

Auch das neue Pfarrhaus wird einmal seine Geschichte erzählen, wechselvoll wie die unsere, gemischt aus Freud und Leid wie die unsere.

Falls Ihr uns noch einmal wiedersehen möchtet - uns würde das sehr freuen – dann wandert bei schönem Wetter über Vahlhausen zum Norderteich. Dort könnt Ihr uns auf dem Weg liegen sehen; tretet ruhig fest zu, wir sind von Dauer und werden hier in der völlig neuen Umgebung wieder neue Genera-tionen kommen und gehen sehen!

Bericht aus dem Stadtboten 1966