Der Monat vor Ostern – wir alle gehen auf dem Osterweg. Wie das – und mit welchem Ziel? Das Foto vom Osterweg lässt zwei Interpretationen zu: Kommen wir von Ostern her oder gehen wir auf Ostern zu? Vordergründig ist diese Frage leicht zu beantworten. Ende dieses Monats werden wir Ostern feiern. Auch wenn wir das jetzt vielleicht noch gar nicht so richtig spüren können. Weil noch anderes davor liegt. Wir gehen auf Ostern zu – und was dann?
Dieses „Was dann?“ lässt schon ahnen, dass es mit der Antwort nicht so leicht ist. Pfiffige Menschen könnten einwenden, dann geht es weiter im Kirchenjahr. Und wenn dieses zu Ende ist im November, dann fängt eben mit dem Advent ein neues an. Doch sollte unser Schild dann nicht lieber einen Kreisverkehr anzeigen – anstatt eine Richtung vorzugeben?
Viele sind auf dem Weg – auch in unserer Gemeinde. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden sind gerade jetzt mit ihrem Vorstellungsgottesdienst auf die Zielgerade zu ihrer Konfirmation eingebogen.
Der Kirchenvorstand, der in diesem Monat neu eingeführt wird, bekommt seit einigen Wochen öfter mal Besuch vom Kirchenvorstand in Horn, um in Zukunft mehr gemeinsam auf dem Weg zu sein. Wir Pfarrerinnen und Pfarrer sind viel unterwegs – auch über den Kreuzenstein nach Horn hin. Unsere Kindergärten bekommen Besuch vom Kindergarten in Horn oder fahren dorthin, um gemeinsame Projekte zu planen und vom gegenseitigen Austausch zu profitieren.
Und alle stellen immer wieder fest, so sehr weit und gefährlich ist der Weg zwischen Horn und Bad Meinberg ja gar nicht. Und es gibt überall nette Menschen zu treffen.
Kommen wir von Ostern her oder gehen wir auf Ostern zu – auf unserem Osterweg? Unser Schild gibt eindeutig eine Richtung an – ein Kreisverkehr ist es nicht.
Unser Leben hat ein Ziel und dieses Ziel ist nicht der Weg an sich. Unser Ziel ist das Reich Gottes. Das ist der Horizont, unter dem wir Christinnen und Christen leben. Der Horizont ist immer das Ziel, das wir gerade noch mit den Augen erreichen. Wir Christen leben alle mit einem Ziel vor Augen, das wir nicht aus eigener Kraft erreichen können. Das wir aber erreichen werden, weil Gott uns entgegenkommt. Der Horizont ist zugleich der Himmel unter dem wir leben. Das Reich Gottes hat schon unter uns angefangen.
Und doch gilt beides. Wir kommen immer vom Ostern Jesu Christi, von seiner Auferstehung her. Sie ist das Fundament unseres Glaubens. Wer Ostern kennt, sagt Dietrich Bonhoeffer, kann nicht verzweifeln. Wer aber Ostern allzu leicht vergisst, der ist den Bedrängnissen des Lebens wehrloser ausgeliefert.
So ist es gut, immer auf dem Osterweg zu bleiben, bis wir unser Ziel erreichen. Denn – und das gilt auch – wir gehen immer auf unser Ostern, auf unsere persönliche Auferstehung zu. Das ist der Glaube, der uns trägt. Das sollten wir auch nicht vergessen, um dem Schrecken der Welt nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Und mit uns gemeinsam gehen viele andere Menschen in Horn-Bad Meinberg.
„Bei uns ist alle Tage Ostern, nur dass man einmal im Jahr Ostern feiert“, hat Martin Luther gesagt. Wir sind immer auf dem Osterweg. Da kann es mal anstrengend bergauf gehen und leichter bergab, manchmal sehen wir den Weg kaum vor Augen, manchmal gehen wir ihn allein und ein anderes Mal in fröhlicher Gemeinschaft. Wir straucheln auf dem Weg und wir tanzen auf ihm. Und regelmäßig dürfen wir Station machen, um neue Kraft zu tanken – im Gebet und im gemeinsamen Gottesdienst mit den verschiedensten anderen Menschen.
Pastorim Irmela Lutterjohann-Zizelmann
Gemeindebrief März 2016