Andacht zur Jahreslosung 2018
Nun beginnt sie wieder, die Adventszeit als Zeit der Vorbereitung und Erwartung des Weihnachtsfestes.
Und wir singen wie jedes Jahr die vielen schönen Lieder gemeinsam, von denen mir eines seit vielen Jahrzehnten besonders lieb geworden ist:
Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.
Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last; das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.
Der Anker haft‘ auf Erden, da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.
Lale Andersen, die sehr verbunden war mit der Insel Langeoog, sang etwa 1960 ein Sehnsuchtslied mit einem ähnlichen Titel. Sicher kennen dieses Lied viele von Ihnen noch gut und erinnern sich gerne an diese Zeit zurück? Genau: „Ein Schiff wird kommen, und das bringt mir den einen …“ Welch‘ ein Lied voller Sehnsucht. Der Eine soll kommen und mich glücklich machen. Und er kommt tatsächlich. Die Sehnsucht erfüllt sich. Die Liebe siegt.
Auch im Adventslied geht es um Sehnsucht. Natürlich etwas verhaltener.
Ein Schiff kommt. Es ist hoch beladen und bringt etwas. Nämlich Gottes Sohn – also Gottes Liebe. Aber diese Liebe steigt nicht einfach von Bord und umarmt uns, die wir so dastehen und warten. Diese Liebe erbittet vielmehr etwas von uns:
Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will, muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel,
danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn, das ewig Leben erben, wie an ihm ist geschehn.
Wer also die Liebe Gottes empfinden und umarmen will, die und der dürfen davor etwas nicht einfach aus dem Weg gehen. Darf die Liebe nicht zu leicht nehmen.
Wie schön wäre es doch, wenn alles leicht und luftig wäre – aber so ist es eben nicht. Diese Liebe ist ernst. Wir können an ihr und mit ihr leiden, sterben und wieder auferstehn. Und nur wer sehr ernst von dieser Liebe denkt, empfindet dann auch ihre Schönheit und sogar ihre Ewigkeit. Wie oft wird Liebe ausschließlich leicht genommen. Und entfaltet sich deshalb letztlich doch nicht.
Wer Liebe auch ernst nimmt, die und der empfinden bei allem Schmerz auch die Nähe Gottes und einen Hauch von Ewigkeit. Lassen wir uns darum doch von nichts und von niemandem von dieser Liebe abbringen. Ernst genommene Liebe ist sozusagen eine Umarmung Gottes. Sie übersteht letztlich jeden Schmerz. Diese Liebe ist nie vergeblich.
Und wenn sie sterben sollte, dann aufersteht sie. Wie Jesus Christus, der im Advent von Bord des Schiffes geht. Zu uns Menschen hin. Und dessen Geburtstag wir an Weihnachten feiern.
Gott, sein Vater, sagt uns allen zu: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Off 21, 6)
So lautet die Jahreslosung 2018. Ein Angebot, das sich an alle Menschen richtet. Dabei geht es um unseren Durst nach Leben in allen seinen Facetten. Gott allein kann unseren Durst nach Leben stillen aus einer Quelle, die nie versiegt. Und dies auch noch ganz umsonst. Wir alle sind eingeladen, Gottes Angebot anzunehmen. So manche Durststrecke wird es ja immer mal wieder geben auf unserem Weg durch das Leben. Und dann tut es gut, sich daran zu erinnern: Bei Gott bin ich an der richtigen Quelle. Bei Gott gibt es genug. Immer genau zur richtigen Zeit. Sogar in Fülle. Und es ist umsonst für mich. Gott hat alles für mich da, was ich brauche, um meinen Lebensweg zu gehen. Möge Sie und Euch alle diese Zusage Gottes stärken im neuen Jahr 2018.
Irmela Lutterjohann-Zizelmann
November 2017