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Offenbarung 15, 3

„Gott sah, dass es gut war“  – so erzählt die Bibel auf den ersten Seiten von der Erschaffung der Welt.
Gottes Schöpfung hat sich mir in diesem Sommer in großer Fülle gezeigt. Ich habe das Wandern im Urlaub in Bayern genossen und auch in der lippischen Heimat. Abende auf meinem Balkon oder im Bibelgarten. Tomaten aus dem Garten und Brombeeren im Wald. Aber mir fallen auch die Verwüstungen durch Überschwemmung ein genauso wie die Folgen der Trockenheit, die sinkenden Pegelstände in Flüssen und Seen, flammend lodernde Wälder, um Luft ringende Corona-Patienten.
Gott sah, dass es gut war? Die Betonung liegt wohl auf „war“! Wir leben nicht mehr und noch nicht im Paradies – das steht mir jeden Tag mehr als deutlich vor Augen. Ich blicke in die Welt und bin hin- und hergerissen zwischen Schönem und Schrecklichem. Ich kann doch die Welt nicht retten, und ich will mir auch nicht alle schönen Erlebnisse kaputt machen und mir alle Lebensfreude rauben lassen.
Der Monatsspruch für den Oktober gibt mir eine Perspektive. Am Ende schließt sich der Kreis. Am Ende werden wir singen: „Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“ So steht es auf den letzten Seiten der Bibel in der Offenbarung des Johannes. (Offbg 15,3)
Am Ende? – Aber ich lebe doch heute! Was nützt mir das Ende? Ist das nicht fast zynisch und nur billiger Trost?
Manchmal musst du es einfach nur aushalten – hat mir neulich eine Freundin gesagt. Ja, manchmal muss man nur aushalten, was eigentlich nicht auszuhalten ist. Die Offenbarung des Johannes hat im Lauf der Jahrhunderte viele Menschen getröstet, die in schwierigen Zeiten lebten, denen Leiden, Kampf, Verfolgung und Krieg vertraut sind, weil sie verspricht, dass all das nicht das Ende ist. Ich glaube das auch. Ganz einfach, weil wir einen guten Gott haben, der eine gute Welt geschaffen hat. Es ergibt für mich einfach keinen Sinn, dass er am Ende das Leid nicht auffängt. Und darum bleibt uns nichts als in der Zwischenzeit auszuhalten und selbst mit anzupacken und Leid aufzufangen, da wo es uns möglich ist. Auch das ist Gottes Schöpfung: unsere Empfindsamkeit, unsere Fantasie, unsere Geduld, unser Mut – dieses „Trotzdem“, wenn die Hoffnung winzig geworden ist. Miteinander aushalten – manchmal ist es nicht mehr als das, aber auch nicht weniger. Menschen helfen, ihr Schicksal zu tragen. Gemeinsam eine Perspektive suchen. Gar nicht so einfach bei den Herausforderungen, vor die wir im Moment gestellt sind.
Mir hilft es, wenn ich etwas tun kann: Weiterhin jeden Mittwoch gemeinsam für den Frieden beten. Am Erntedankfest für die Tafel sammeln. Trauer teilen, wenn wir uns am Ewigkeitssonntag an die Menschen erinnern, von denen wir Abschied genommen haben und auch den Angehörigen zeigen, dass wir an sie denken. Wo, wenn nicht in unseren Gemeinden ist Raum, um Schönes und Schweres zu teilen?
Am Ende wird alles gut. Am Ende werden wir singen: „Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“
Und bis dahin leben wir mit Tränen und Not, aber auch mit Lachen und Freude, mit Sorgen und Verzweiflung – und immer wieder mit der Hoffnung.
Das wünscht Ihnen auch und gerade in der jetzt beginnenden dunkleren Zeit des Jahres
Ihre Pfarrerin Petra Stork