Das Schwierigste bei der Planung eines Festes ist die Sitzordnung. Wer wo sitzt, will vom Gastgeber wohl überlegt sein. Nichts ist unangenehmer, als wenn sich die Gäste langweilen, weil sie sich mit ihrem Tischnachbarn nichts zu sagen haben. Geradezu spannungsgeladen ist es, wenn Menschen an einem Tisch zusammen sitzen müssen, zwischen denen die Beziehung nicht stimmt. Die Planung der Sitzordnung verlangt also viel Fingerspitzengefühl.
Die Bibel erzählt von vielen Festen: Von Hochzeiten, Wiedersehensfeiern und Festessen. Wie ein Fest wird auch der Himmel beschrieben: Die Tische sind gedeckt und jeder ist eingeladen dabei zu sein. Ja, der Gastgeber ist traurig oder auch ungehalten, wenn die Gäste der Einladung nicht folgen.
Offenbar hatten auch Johannes und Jakobus, zwei der Jünger Jesu, dieses Bild vom Himmel vor Augen. Für sie gehören nicht nur gedeckte Tische zum Himmelreich, sondern auch ein Ehrentisch. An diesem Tisch möchten sie sitzen. Ihnen reicht es nicht, eingeladen zu sein. Sie möchten Einfluss auf die Sitzordnung nehmen und beanspruchen Ehrenplätze für sich: „Jesus, gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit!“
Johannes und Jakobus meinen, dieser Platz im Himmel stünde ihnen zu. Sie hätten ihn sich verdient, weil sie viel für Jesus getan und auf sich genommen hatten. Alles hatten sie aufgegeben um ihm nachzufolgen.
Das aber hatten die anderen Jünger Jesu auch getan. Zu Recht empören sie sich, als sie mitbekommen, was Johannes und Jakobus von Jesus fordern.
Wie es sein wird im Himmel, davon redet die Bibel in Bildern. Wie es sein wird, das werden wir eines Tages sehen. Jemand hat einmal gesagt: „Mir würde es reichen, im Himmel den Hof zu fegen.“ Für mich ist das ein schönes Bild: Im Himmel einen Platz und eine Aufgabe zu haben und zwischendurch am Tisch zu sitzen mit den anderen, die schon vor mir da waren, auszuruhen und Jesus zuzuhören. Ich will mich überraschen lassen. Sicher bin ich mir, dass wir es gut haben werden in Gottes Nähe, im Frieden ohne Schmerzen und ohne Tränen.
Im Himmel werden die Plätze nicht nach Leistung verteilt. Denn Gott erwartet keine Leistung. Er wünscht sich Früchte des Glaubens. Die aber können nur wachsen. Das ist die Antwort, die die beiden Jünger letztlich bekommen. Ihre eigentliche Bitte aber bleibt unbeantwortet. Wer welchen Platz im Himmelreich einnehmen wird, das entscheidet Gott ganz alleine. Wir werden sehen!
Ich bin froh darüber, dass ich mir einen Ehrenplatz im Himmel nicht verdienen kann. Dass ich einen Platz habe, diese Zusage Jesu genügt mir. Ich glaube, dass Jesus dafür den Weg ans Kreuz gegangen ist und sein Leben als Lösegeld für viele gegeben hat. Auch für mich. In diesem Vertrauen lebe ich und versuche nach Jesu Maßstäben zu leben und damit anderen und ihm zu dienen.
Iris Opitz-Hollburg