Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.
Lukas 12,34
Monatsspruch September 2009
Ich weiß nicht, ob Sie das Buch „Herr der Ringe" gelesen oder den Film gesehen haben. Wenn ja, dann erinnern Sie sich sicher an eine der tragischen Hauptgestalten: den Gollum. Ursprünglich einmal ein fröhlicher, kleiner Hobbit gewesen, fand er einen Ring, der unendliche Macht versprach.
Dieser Ring wurde sein „Schatzzzzzz". Zuerst übte er eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Gollum aus. Er musste ihn hüten, und deshalb versteckte er ihn vor aller Welt in einer Höhle. Damit er immer bei seinem Schatz sein konnte, war er bereit, dafür alles aufzugeben, ja sogar zu töten, wurde misstrauisch und böse und vegetierte schließlich selber nur noch in der dunklen nassen Höhle und sprach mit niemandem mehr, nur noch mit seinem „Schatzzzzzz". Und am Ende verlor er für diesen „Schatz" sein Leben. Jesus sagt am Ende eines Gesprächs mit seinen Jüngern über das Sich-Sorgen: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz." Er weist auf den engen Zusammenhang hin zwischen dem „Reichtum", den ich ansammle und dem, was mich innerlich erfüllt:
Was geht mir ständig durch den Kopf, wofür gebe ich mein Geld aus, was wünsche ich mir, womit verbringe ich meine Zeit, wofür setze ich mich, mein Leben, meine Phantasie und Lebenskraft ein? Die Antworten, die ich mir auf diese Fragen gebe, zeigen mir auf, woran mein Herz hängt, was mir wichtig ist, was ich erreichen will. Aber bin ich wirklich nachhaltig glücklich, wenn ich reich bin, wenn ich erfolgreich bin, wenn mein Ansehen steigt, wenn ich das erreicht habe, was mir unerlässlich schien?
Wie leer und inhaltslos kann ein Leben sein, obwohl - oder vielleicht gerade, weil es „materiell" ausgesorgt hat.
Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz, und Martin Luther ergänzt in seinem Großen Katechismus: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott." Denn letztlich wird mein ganzes Denken und Fühlen und Handeln bestimmt von diesem vermeintlichen „Schatz". Das müssen nicht nur Geld oder Macht sein, das können alltägliche „Schätze" sein, wie der Computer oder das Auto, die Arbeit oder das Aussehen - alles, woran ich mein Herz, meine Zeit und mein Leben hänge. Und darüber zerbrechen Beziehungen, Menschen fangen an, sich zu sorgen, werden einsam und misstrauisch, dass man ihnen ihren Schatz nicht gönnt, und verlieren letztlich ganz viel Lebensqualität.
„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz." Und woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott. Aber Gott will, dass wir frei bleiben: frei von anderen „Götzen", die uns fesseln und knebeln und das Leben einschränken. Frei für die Menschen um uns herum, um mit ihnen zu lachen und zu leben, Gemeinschaft und Liebe zu erfahren, frei für uns und die Gaben, die er uns geschenkt hat: die wir nutzen und genießen dürfen, die wir füreinander und für diese Welt einsetzen können. Und schließlich frei für ihn. Gott zeigt uns mit seinem Wort immer wieder Wege aus der Krise, Wege aus der Abhängigkeit und Wege hin zum Anderen. Mit seinem Wort kann ich Leben gestalten und kann Leben gelingen.
Gott lässt uns selbst die Wahl. Wir können Gott und unseren Glauben zu unserem Lebensmittelpunkt machen oder unseren irdischen Besitz, d.h. wir können uns entscheiden: vertrauen wir Gott unser Leben an und werfen unsere Sorgen auf Ihn, oder machen wir uns das ganze Leben lang Sorgen um unsere „Schätze"? Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.