Gott hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben.
Kolosser 2,14
Monatsspruch April 2009
In der Nachkriegszeit gab es einmal einen Schlager, dessen Refrain lautete:
„Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat so viel Pinkepinke, wer hat so viel Geld?" (Text: Walter Stein, 1949)
Die weltweite Finanzkrise hat eine ihrer Ursachen darin, dass sehr viele Menschen dieser Erde sehr viel „auf Pump" angeschafft haben und diese Dinge bei steigenden Zinsen plötzlich nicht weiter abbezahlen konnten. Die Kreditbelastung wurde zu hoch. Die Leute zur Kreditaufnahme zu überreden wurde zu einem eigenen Geschäftszweig.
Noch nie gab es so viele hoch verschuldete Haushalte in Deutschland wie zurzeit. Hinter der Statistik verbergen sich ungezählte Einzelschicksale:
das beklemmende Gefühl, seine Rechnungen nicht begleichen zu können; die Demütigung, wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.
Auch wenn nicht in Zahlen zu fassen, menschliche Schuld kann mindestens genauso belastend sein wie finanzielle Schulden. Das Wissen, eigentlich immer zuwenig zu haben: an Liebe für den anderen, an Geduld, an Zeit, an Zuwendung.
Das Erkennen der eigenen Verletzlichkeit und das Eingestehen, selbst immer wieder zu verletzen. Wie oft lebe ich auch Gott gegenüber immer wieder „auf Kredit", nehme den Vorschuss seiner Liebe gerne entgegen. Aber zahle ich je etwas zurück? Oder investiere ich diese Liebe in meine Mitmenschen?
Vor Gott sieht die Sachlage, wenn man das Befolgen der Zehn Gebote oder des Gebotes der Gottes- und Nächstenliebe als Kriterium nähme, auch nicht sehr gut aus. Wie gut, dass der Monatsspruch für April uns dennoch Hoffnung macht:
Gott hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben.
Gott bezahlt zwar nicht einfach unsere weltlichen Kreditschulden, aber er bezahlt die viel schlimmeren Schulden unserer Lieb- und Gottlosigkeiten. Er schenkt uns schließlich die Vergebung von all unseren schuldhaften Zwängen. In einem Gesangbuchlied heißt es in diesem Sinne:
O Herr, nimm unsre Schuld, / die Dinge, die uns binden, / und hilf, dass wir durch dich / den Weg zum andern finden (EG 235).
Was für ein Glück, eine Gnade, dass Gott so viel barmherziger ist als unser Finanzsystem. Seine Vergebung ist wie eine sich öffnende Tür aus dem Gefängnis der Schuld. Eine sich öffnende Tür zu einem Neuanfang, zu einem neuen Leben. Nie am Ende zu sein, weil Gott nie mit uns am Ende ist. Ich darf immer wieder durch die geöffnete Tür treten, weil Gott sie durch Jesus Christus ein für alle Mal geöffnet hat.
Nach dem Sündenfall, so erzählt die Bibel, wurden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben, der Garten Eden verschlossen, ein Engel als Wächter vor seine Tür postiert. Durch Jesus Christus ist das Tor wieder offen.
Vergebung heißt, einen Schritt ins Paradies gehen zu dürfen. Sie ist eine der beglückendsten Seiten meines Glaubens. In allem Scheitern befreit leben zu können.
Heike Stijohann