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Galater 5, 1

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Zur Freiheit muss mich in Deutschland im Jahre 2006 keiner mehr aufrufen. Im aufgeklärten Europa haben wir uns auch von der Religion befreit. Um ein befreites Leben führen zu können, brauchen wir nicht mehr Christus, den Glauben, die Gemeinde.
Aber Freiheit und Glaube - ob wir es wahrhaben wollen oder nicht - die beiden Begriffe gehören zusammen. Freiheit gibt es nicht ohne Glauben und Glaube kann sich ohne Freiheit nicht entfalten. Stimmt das?
Unsere viel gerühmte Freiheit ist häufig nichts anderes als ein großes Mißverständnis. Was uns heute als Freiheit an allen Ecken angeboten wird, ist oft Knechtschaft. Viele merken es nicht. Wir sind abhängig von dem, was uns als Selbstverwirklichung vorgegaukelt wird. Wir suchen Erlebnisse. Das Leben ist langweilig, wenn der große Kick fehlt. Ein Abenteuerurlaub muss her oder irgendein Event, der die graue Zeit des oft eintönigen Alltags überstrahlt. Viele Zeitgenossen leben von Event zu Event. Die Jagd nach der Freiheit treibt uns dabei geradezu in die Hände der Knechtschaft.
Da wird die Erlebnisgesellschaft rasch zur Risikogesellschaft. Worauf lasse ich mich ein bei meiner Sucht nach Neuem? Wo wird das enden? Wer ist noch bei mir, wenn ich alle anderen zurückgelassen habe, um meine Träume von Freiheit zu verwirklichen? Wo finde ich den Schlüssel, der mir die Tür zum wahren Leben aufschließt?
Die Mega-Ereignisse mögen nachklingen. Aber hat mich das glücklich gemacht? Zufrieden? Ist meine Sehnsucht gestillt oder wird sie nur immer neu geweckt? Die Abhängigkeit von dem, was uns als lebenswert gezeigt wird, mag uns häufig nicht bewußt werden. Aber wenn die Ernüchterung kommt, stellen wir fest: Das war sie nicht, die große Freiheit. Das war die Jagd nach ihr, aber nicht mehr.
Mein Glaube sagt mir, ich kann mich nicht selbst befreien, das will ein anderer tun. Ein Blick auf uns zeigt, wir stoßen an Grenzen, erleiden Schmerzen, werden mit Enttäuschungen nicht fertig, laden Schuld auf uns.
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“
Glaube und Freiheit gehören zusammen. Die Israeliten flohen aus Ägypten, um der Sklaverei zu entgehen. Sie suchten die Freiheit und auf dem Weg aus der Knechschaft des Pharao fanden sie den Glauben an den einen Gott.
Zur Zeit Jesu suchten Menschen politische Freiheit von den Römern und in diesen unruhigen Zeiten fanden Menschen durch Jesus zu einem befreiten Glauben: Gott ist nicht mehr der Ferne, das Geheimnis und Geheimnis-umwitterte, sondern der, den ich anrufen kann als meinen guten Vater.
Und der Apostel Paulus greift später die Botschaft des Mannes aus Nazareth auf: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“
Der Schlüssel zum Leben in wirklicher Freiheit ist der Glaube. Er öffnet mir Türen, gerade dann, wenn ich nicht weiter weiß. Trotz guter Vorsätze, trotz aller Anstrengung werde ich schuldig. Paulus hat es selbst erfahren, Halt und Mut zum Neuanfang bekomme ich durch den Glauben.
„Weil wir wissen, dass der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir gläubig geworden an Christus Jesus, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus“. (Galater 2,16)
Zu was für einer Freiheit hat uns Christus befreit? Der lebendige Glaube ist „durch die Liebe tätig“.
Glaube ohne Liebe ist ein Unsinn. Glaube ohne Liebe ist Unglaube.
Es ist die geübte Nächstenliebe, die uns Freiheit erleben läßt und zu dieser Freiheit dürfen wir uns gegenseitig aufrufen.

Rainer Schling