Es beginnt, unter dem Moos zwischen den Steinen fängt es an. Ganz langsam. Es entspinnt sich etwas, zwischen den Gräsern beginnt es. Ganz langsam. Zartes Grün bricht sich Bahn. Dünne Äste. Graugrüne Knötchen bilden sich. Ein Griff und du hast es zerquetscht. Ein achtsamer Blick und du hast deine Freude daran. Und dann kommt es, zeigt sich. Wird weiß, rosa, gelb und orange… die Blüten sind da. Strahlen dich an. Locken die Insekten. Locken die Pflücker. Die Blüten sind da. In ihnen summiert sich die Kraft, der Samen, dass es weitergeht das Leben. Manche übertreiben es, da sind die Blüten so schwer, dass die Stängel sich biegen. Manche sind vorsichtig, klein an Gestalt aber dennoch voller Leuchtkraft.
Aufblühen. Jedes Jahr neu. Bei den Pflanzen.
Könnte es bei den Menschen nicht auch so sein? Dass sie wachsen, groß werden und schließlich aufblühen, ihre innere Kraft und Stärke zeigen, in verschiedensten Charakterfarben und Gabentönen? Ja, es kann sein, sagen manche und singen das Lied mit dem Text von Wilhelm Willms:
Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen. Alle Nächte werden hell, fangen an zu glühen. Alle Menschen auf der Welt fangen an zu teilen. Alle Wunden auf der Welt fangen an zu heilen. Alle Augen springen auf. Fangen an zu sehen. Alle Lahmen stehen auf, fangen an zu gehen. Alle Stummen hier und da fangen an zu grüßen. Stumme grüßen, Mauern fließen, Augen sehen, Lahme gehen, Menschen teilen, Wunden heilen, Knospen blühen, Nächte glühen.
So beginnt es, manchmal fängt es nur bei einem Einzigen an. Ganz langsam. Es entspinnt sich eine Idee, ein Änderungswunsch, zwischen den Sorgen und dem Klagen beginnt es. Zarte Zuversicht bricht sich Bahn. Erst nur zaghaft wie dünne Äste. Dann dichter und kräftiger. Eine Melodie voller Hoffnung gesungen gegen den Zeitgeist.
So blühen wir Menschen auf, wenn Heilung kommt, wenn wir sehen und teilen, wenn Hoffnung das Dunkle ein bisschen hell macht und wir aufstehen und losgehen, auch wenn vielleicht gar nicht ganz klar ist, wohin uns der Weg führt. Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen. Alle Nächte werden hell, fangen an zu glühen. Alle Menschen auf der Welt fangen an zu teilen. Alle Stummen hier und da fangen an zu grüßen.
So blühen wir Menschen auf, wenn wir uns gewinnen lassen von dem, was uns Gottes Segen verheißt. Dieses Vertrauen, was da aufblüht, ist kostbar und verletzlich. Ein Griff und du hast es zerquetscht. Ein achtsamer Blick und du hast deine Freude daran. Manche strahlen dich mit ihrem Glauben an, sodass es abstrahlt. Also, lass sich locken, pflück` dir ein Stück Vertrauen ab, gewinne für dich selbst oder für jemanden, von dem du weißt, dass er oder sie es braucht, ein Stückchen Lebenskraft. Du willst einen Beweis für Gottes segnende Kraft, dann schau dich doch um?
Die Blüten sind da. In ihnen summiert sich die Kraft, der Samen, dass es weitergeht das Leben. Gott befohlen!
Viele herzliche Grüße aus der Kirchengemeinde Leopoldstal sendet Ihnen, auch im Namen der Amtsgeschwister,
Pfarrerin Annette Schulz
Gemeindebrief April 2016