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Apostelgeschichte 2, 42

 
 

Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
(Apostelgeschichte 2, 42)

Lukas berichtet aus der Zeit nach Pfingsten. Menschen fanden zum Glauben. Sie ließen sich taufen. Und das, was an ihnen, mit ihnen und in ihnen geschehen war, veränderte ihr Leben und ihren Alltag. Sie konnten nicht einfach so nach Hause gehen und ihrem Alltag nachgehen wie zuvor.Frauen, Männer und Kinder fingen an, die neue Wahrheit in Christus miteinander zu leben.
Der Glaube wurde in den Alltaghinein genommen. Sie bildeten eine Gemeinschaft. Sie teilten miteinander, was sie zum Leben brauchten. Sie achteten darauf, dass sie weiterhin in Jesu Spuren blieben. Sie beteten zusammen und aßen gemeinsam. So begann - wie Lukas berichtet - die Kirche Jesu Christi, die erste Gemeinde. Ihr neugewonnener Glaube blieb also keine private Idee, die in der Beliebigkeit des Lebens aufging, sondern wurde zu einer neuen Form des Zusammenlebens. Doch wie sah nun der Alltag eines Christenmenschen aus? Welchen Überzeugungen fühlten sie sich gemeinsam verpflichtet? Welchen Rahmen gaben sich die ersten Christen für ihre Gemeinde? Zunächst einmal gleich das Wichtigste in einem Satz: "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet." Sie blieben beständig: Man soll dranbleiben an der Gemeinschaft, dranbleiben am Gebet, und nicht den Bezug zur Lehre, zur Überlieferung verlieren.
Auf diese vier Dinge also kommt es an, die eine Gemeinde als christliche Gemeinde kennzeichnen: Lehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet.
Die Lehre: Sie erinnert daran, nicht die Wurzel zu vergessen, auf die man sich beruft. Sie gibt weiter, was von Jesus ausging. Sie entfaltet, sie erklärt und deutet den Menschen ihren Glauben. Sie ist Hilfe zum Glauben und Hilfe zum Leben. Ohne die Lehre würde der Glaube sich davon spinnen, würde irgendwann zur Privatreligion, die sich selbst zusammen dichtet, was sie für richtig und wichtig hält. Darum bleibe ich z.B. auch Äußerungen skeptisch gegenüber, die sagen: "Ich kann auch gut ohne Kirche glauben!" Und ich möchte zurückfragen: "Was ist das dann für ein Glaube?" Wo hat dieser Glaube seine Wurzeln? Wo findet er seinen Rückhalt? Er ist vielleicht entstanden aus Kindheitserinnerungen und der Erziehung? Aber wo erhält dieser Glaube seine Nahrung, wenn die Zweifel kommen? Was bewahrt einen solchen "unabhängigen Glauben" davor, in den Aberglauben abzurutschen oder zur persönlichen Meinung zu werden? Glaube ohne Kirche ist gefährdet, denn er bleibt ja mit voller Absicht unverbindlich.Aber Christ-sein war noch nie unverbindlich. Von Anfang an, von Anbeginn der Gemeinde an, war Christ-sein immer verbindlich in eine Gemeinschaft eingebunden.Die Gemeinschaft wirkt der Einsamkeit entgegen. Menschen, die sich zu Christus bekennen, kümmern sich umeinander, werden zu Schwestern und Brüdern, teilen, sorgen sich um Gerechtigkeit.
Im gemeinsamen Brotbrechen wird Gottes Wort nicht nur gehört, sondern man kann es schmecken, fühlen und sehen. Mit all unseren Sinnen lässt sich so der Glaube erfahren. Wer von diesem Brot gekostet hat, kann nicht mehr kalt bleiben gegenüber der Welt und seinen Mitmenschen. Die vierte Säule des Christseins ist schließlich das Gebet: Das Gebet ist ein Weg zu Gott. Es konzentriert uns auf die Mitte des Lebens; es hilft uns, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Im Gebet treten wir sozusagen in eine andere Wirklichkeit. Wir setzen uns dem Bereich Gottes aus. Wir übergeben uns einer anderen Macht als der unseres Alltags.In allen vier Weisen des urchristlichen Gemeindelebens spiegelt sich so sichtbar, spürbar und erlebbar wieder, wie der Heilige Geist Menschen berührt, verändert, zusammenbringt und für Gott gewinnt. So werden die Lehre, die Gemeinschaft, das Brotbrechen und das Gebet zu den vier Grundsäulen christlichen Gemeindelebens. Und sie haben bis heute nichts von ihrer Gültigkeit und Verbindlichkeit verloren. Auch jede heutige Gemeinde muss sich an diesem vom Lukas geschilderten Urtyp orientieren.

Heike Stijohann