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Apostelgeschichte 10, 34-35

 

Petrus sagte:
Wahrhaftig, jetzt begreife ich,
dass Gott nicht auf die Person sieht,
sondern, dass ihm in jedem Volk willkommen ist,
wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.
Apg 10,34-35

„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder..." - wurde es nicht vielen von uns von Kindesbeinen beigebracht, dass man sehr genau auf die Person schauen soll? Dass man sehr genau darauf achten soll, mit wem man Umgang und Freundschaft pflegt? Ähnlich erging es Petrus. Er war in seinem Glauben erzogen worden, in dem es Reines und Unreines gab. Bestimmte Speisen aß man nicht - und mit bestimmten Menschen gab man sich nicht ab! Und so kam es, dass er auch die frohe Botschaft von Christus nur unter seinesgleichen weitersagte. Heiden, Ungläubige waren unrein, wer weiß, welche Gefahr sie für den eigenen Glauben darstellten, wer weiß, welcher Verführung und Versuchung man ausgesetzt war, wenn man sich mit ihnen abgab.
Fremdes und Unbekanntes macht uns auch heute noch Angst. Ist es nicht viel sicherer und kuscheliger, wenn man sich in vertrauten, eigenen Kreisen bewegt? Und tun wir das als Gemeinde nicht auch immer wieder am liebsten? Und dabei ist es doch gerade diese Botschaft von Jesus Christus, die alle Grenzen sprengen will. Die nicht auf die Person sieht, sondern alle Menschen erreichen möchte. Die alle menschlichen Grenzen und Ausgrenzungen sprengt. Aber: das hätte Petrus alleine nicht begriffen! Dazu brauchte er Gottes Geist, der ihm die Augen öffnete.
Gottes Geist führt uns ins Weite. Lässt uns die Menschen und auch uns selber mit anderen Augen sehen. Lässt uns erkennen, worauf es ankommt, z. B. Gott ehren und tun, was recht ist - und zwar in dieser Reihenfolge. Wir haben Pfingsten gefeiert. Und es ist der Geist von Pfingsten, der uns auf diesem Weg zu den Menschen mitreißen will. Gegen die alten „Ungeister" unserer Vorurteile und Hartherzigkeit. Hören wir auf diesen Geist und lassen wir uns anstecken!
Dazu habe ich eine nachdenklich machende Geschichte von Gina Ruck-Pauquèt gefunden: Freunde
„Wohin willst du?", fragte der Vater. Benjamin hielt die Türklinke fest. „Raus", sagte er. „Wohin raus?", fragte der Vater. „Na so", sagte Benjamin. „Und mit wem?", fragte der Vater. „Och... „, sagte Benjamin. „Um es klar auszusprechen", sagte der Vater, „ich will nicht, dass du mit diesem Josef rumziehst!" „Warum?", fragte Benjamin. „Weil er nicht gut für dich ist", sagte der Vater. Benjamin sah den Vater an.
„Du weißt doch selber, dass dieser Josef ein... na, sagen wir, ein geistig zurückgebliebenes Kind ist", sagte der Vater. „Der Josef ist aber in Ordnung", sagte Benjamin. „Möglich", sagte der Vater, „aber was kannst du schon von ihm lernen?" „Ich will doch nichts von ihm lernen", sagte Benjamin. „Man sollte von jedem, mit dem man umgeht, etwas lernen können", sagte der Vater. Benjamin ließ die Türklinke los. „Ich lerne von ihm, Schiffchen aus Papier zu falten", sagte er. „Das konntest du mit vier Jahren schon." „Ich hatte es aber wieder vergessen." „Und sonst?", fragte der Vater. „Was macht ihr sonst?" „Wir laufen rum", sagte Benjamin, „sehen uns alles an und so." „Kannst du das nicht auch mit einem anderen Kind zusammen tun?" „Doch", sagte Benjamin, „aber der Josef sieht mehr", sagte er dann. „Was?", fragte der Vater. „Was sieht der Josef?" „So Zeugs", sagte Benjamin. „Blätter und so. Steine. Ganz tolle, und er weiß, wo Katzen sind. Und die kommen, wenn er ruft." „Hm"«, sagte der Vater. „Pass mal auf", sagte er. „Es ist im Leben wichtig, dass man sich immer nach oben orientiert." „Was heißt das", fragte Benjamin, „sich nach oben orientieren?" „Das heißt, dass man sich Freunde suchen soll, zu denen man aufblicken kann. Freunde, von denen man etwas lernen kann, weil sie vielleicht ein bisschen klüger sind als man selber." Benjamin blieb lange still.
„Aber", sagte er endlich, „wenn du meinst, dass der Josef dümmer ist als ich, dann ist es doch gut für den Josef, dass er mich hat, nicht wahr?"

Heike Stijohann