Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,
der uns tröstet in aller unserer Trübsal,
damit wir auch trösten können,
die in allerlei Trübsal sind,
mit dem Trost,
mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
2.Korinther 1,3-4
Als ich diesen Vers zu den „Grundbedingungen" des Tröstens das erste Mal gelesen habe, ist mir sofort eine Information aus dem Biologieunterricht von früher eingefallen: Der weibliche Gorilla, der selbst als Baby von seiner Mutter verstoßen wurde, ist in der Regel nicht in der Lage, sein eigenes späteres Baby selbst aufzuziehen. Er geht mit dem Neugeborenen so unangemessen um, dass man es ihm wegnehmen muss.
Wer nicht geliebt wurde, tut sich schwer, selber zu lieben. Und wer nicht getröstet wurde, und nicht weiß, was ihn tröstet, tut sich schwer, selber zu trösten!
Weil wir uns so oft überhaupt nicht klar darüber sind, was uns tröstet, tun wir uns schwer, Trost zu spenden, wir „vertrösten" nur meist die Menschen um uns herum: „Das wird schon wieder...", „nimm‘s nicht so schwer...", „mach‘ dir doch nicht so viele Gedanken...", „du schaffst das schon..." Wer kennt sie nicht, diese Sätze, die wie ein Schalter funktionieren. Sie trösten nicht, aber sie bringen zum Verstummen. Sie „vertrösten": denn mit diesen Sätzen im Ohr traut man sich nicht mehr, weiter über seine Angst oder seine Not oder seine Sorgen zu reden.
Jetzt im November, angesichts der Gedenktage, an denen viele den Verlust eines geliebten Menschen im vergangenen Jahr betrauern, hilft kein „das wird schon wieder". Sondern hier wird vertrösten zynisch.
Wer wirklich trösten will, muss erst nachdenken: „was ist mein einziger Trost im Leben und im Sterben!" Und die Antwort darauf kann man echt und wahrhaftig weitersagen.
Was tröstet mich persönlich?
Mich tröstet, dass da einer bei mir ist, der mein Weinen und Klagen und Hadern aushält (das ist mein Gott, und das sind Menschen, denen ich wichtig bin).
Mich tröstet, dass mein Leben in viel größeren Zusammenhängen geborgen ist als nur in meinen Möglichkeiten („dass ich mit Leib und Seele nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre").
Mich tröstet, dass ich nicht immer in allem den Sinn finden muss - weil der größer ist als alles, was ich fassen kann.
Mich tröstet, dass ich loslassen kann und darf, weil alles in Gottes Händen liegt.
Weil jeder von uns anders getröstet ist und fühlt, wollten wir an dieser Stelle auch Sie fragen, was Sie tröstet. Denn wir glauben, dass Ihre Art getröstet zu sein eine Bereicherung für uns alle ist, und dass wir uns das weitererzählen sollten. Wir möchten Ihre Antworten gerne sammeln und sie mit Ihrer Erlaubnis (auf Wunsch auch anonym) in der Ausgabe des Gemeindebriefes zur Passionszeit veröffentlichen.
Heike Stijohann
Andacht November 2010
Der Heidelberger Katechismus
FRAGE 1
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele,
sowohl im Leben als auch im Sterben, nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre,
der mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden
vollkommen bezahlt
und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst hat
und so bewahrt, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann,
ja, dass mir wirklich alles zu meiner Seligkeit dienen muss.
Darum versichert er mich auch durch seinen heiligen Geist des ewigen Lebens
und macht mich von Herzen willig und bereit,
ihm hinfort zu leben.