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1. Timotheus 4, 4

an_1tim4_4Im Mai finden in vielen lippischen Gemeinden die Konfirmationen statt. Während früher meistens der Pastor die Konfirmationssprüche auswählte, suchen sich heute die Konfirmanden ihr Bibelwort selbst aus. Staunend erlebe ich immer wieder, mit wieviel Sorgfalt und Überlegung sie das tun.

Vor einigen Jahren hatte sich ein Mädchen als Konfirmationsspruch das Bibelwort ausgesucht, das uns als Monatsspruch durch den Mai begleitet: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Dank empfangen wird."

Auf meine Frage, was ihr dieses Wort bedeute, antwortete sie: „Für mich ist alles gut, was von Gott kommt, und dafür will ich ihm immer dankbar sein."

Das Gottvertrauen und die Dankbarkeit der Konfirmandin haben mich damals gerade auch im Hinblick auf die anstehende Konfirmation beeindruckt.

Aber kann man diesem Bibelwort uneingeschränkt zustimmen? „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut. Nichts ist verwerflich, was mit Dank empfangen wird."

Ist wirklich alles gut? Gilt das auch für Tabak und Alkohol, für Drogen, die Atomkraft? Oder ist das nur eine Frage der Nutzung? Und dann doch wieder ein Grund zum Danken? Es geht offenbar um die Kunst der Unterscheidung. In dieser Kunst kannte sich Jesus aus. Er wusste zu unterscheiden zwischen „Alles", was Gott geschaffen hat, und dem „Nichts", was verwerflich ist. Jesus hat sein ganzes Leben aus Gottes Hand angenommen: Mit allem, was Gott ihm gegeben, aber auch auferlegt hatte. Bei Jesus in die Schule zu gehen heißt, sich darin zu üben, die Dinge von Gott her zu sehen. Jesus hatte dafür eine gute Übung. In der jüdischen Tradition groß geworden, wird er nicht nur jeden Tag seine Psalmen gebetet haben, sondern alles, was ihm begegnete und was er genoss, mit einem Segensspruch versehen haben. So auch bei Tisch. Erst nach dem Essen wird er das Tischgebet als Dankgebet gesprochen haben. So kannte er es aus seinem jüdischen Elternhaus. Vor dem Essen wird die Mahlzeit mit einem Segenswort begonnen. Kurz und knapp. Die innere Beziehung zu Gott, dem „Geber meines Lebens" ist da. Nach dem Essen folgt ein ausführliches Dankgebet.

Von Kindesbeinen an war Jesus darin geübt, „alles, was Gott geschaffen hat, mit Dank zu empfangen und nichts für verwerflich zu halten." Dieses ganz im Kleinen, auch ganz im Privaten zu tun, das übt in der „Kunst der Unterscheidung" zwischen dem, was Gott geschaffen hat und dem, was in dieser Welt sehr wohl verwerflich ist.

„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Dank empfangen wird."

Das ist nicht nur ein schöner Konfirmationsspruch, sondern auch eine gute Sichtweise für alles, was wir jeden Tag aus Gottes Hand empfangen.

Iris Opitz-Hollburg
(zum Monatsspruch Mai 2012)