Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch
und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig
für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
(1. Thessalonicher 5,23)
Einer der letzten Sätze ist das im ältesten Text des Neuen Testaments (50/51 n. Chr.). Also die ältesten Segensworte, die wir aus der Zeit nach Jesus kennen.
Als Paulus diesen Brief an die Thessalonicher schreibt, da glaubt er, dass Jesus bald wiederkommen würde. So bald, dass er selbst, oder aber wenigstens einige der Adressaten es noch selber erleben könnten. Diese Erwartung war nicht ungewöhnlich, immer wieder ist im Neuen Testament der Geist der so genannten „Naherwartung“ spürbar, die damit rechnet, dass es bald ein Ende haben wird mit der Welt, wie wir sie kennen, und „Christus wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten“. Schon Jesu Jünger wollten es bei Christi Himmelfahrt wissen, wann Jesus wiederkommen und sein Reich aufrichten wolle. (Apg 1,7). „Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat:“
Trotzdem gab es immer wieder Menschen, die sich das gerne ausgerechnet hätten. Im Mittelalter, bei der ersten Jahrtausendwende, in der Reformationszeit, Luther selbst glaubte, dieser Zeit sehr nahe zu sein; zur Jahrtausendwende 2000, und die Zeugen Jehovas z. B. haben immer wieder versucht, Zeitpunkte für diese Zeitenwende/für das Weltende auszurechnen, bzw. immer wieder neu zu berechnen. Natürlich wollte man gerne ganz genau erfahren, wann das sein würde, um dann „unversehrt und untadelig“ bestehen zu können. Aber schon oft haben sich Menschen geirrt, wenn sie meinten, Gottes Wege und Pläne zu kennen. Gottes Umgang mit der Zeit, wie wir sie auf den Kalendern und Uhren haben, ist ganz anders. Er rechnet anders. Und es ist im Übrigen gar nicht unsre Sache: ihr kennt weder Zeit noch Stunde, sagt Jesus selber und Paulus ermahnt seine Gemeinde: Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Das aber braucht uns keine Sorgen zu machen, denn „Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus.“
Wir sind schon „geheiligt“, darum können wir auch so leben: Christliches Leben ist nicht berechnend (ob es MIR denn irgendwann etwas nütze) sondern hingebend an den Nächsten, fürsorglich umeinander bemüht, liebevoll, fröhlich und dankbar.
Christliches Leben geschieht im Wissen: nicht ICH bin es, der sich „heilig“ und „untadelig“ bewahrt, sondern Christus macht mich dazu.Unser konkretes Leben ist letztlich eine Antwort auf diese Zusage: Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
Heike Stijohann
