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1. Korintherbrief 4,7

„Denn wer gibt dir einen Vorrang?
Was hast du, das du nicht empfangen hast?
Wenn du es aber empfangen hast,
was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?"
1.Korintherbrief 4,7

Wenn das kein „an-denken" wert ist! Vor zwei Wochen komme ich abends nach Hause: vor mir liegt noch die Brunnenandacht, die bis zum nächsten Morgen fertig werden muss. Im Wohnzimmer, wo mein Mann auf das Fußballspiel wartet, erhasche ich einen Blick auf den vorausgehenden Werbeblock: Das Kochduell. Auch das noch, denke ich, jetzt sucht Deutschland nicht mehr nur den Superstar, das Supertalent oder Germanys next Topmodell - jetzt suchen wir auch noch den Superkoch.Und dabei wird mit harten Bandagen gekämpft und geheult und verrissen - und Deutschland guckt zu, wie jetzt auch Hobbyköche fertig gemacht werden - damit einer gewinnt.
Mit diesem Unmut im Bauch schlage ich die Losungen für den nächsten Morgen auf - und lese:
„Denn wer gibt dir einen Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?"
Und dieser Vers nach dieser Werbung ist doch wirklich ein Andenken und Nachdenken wert. Dieser Vers kann uns wieder heilsam zurechtrücken.Wer gibt dir einen Vorrang? Wer reitet uns eigentlich, mit dem, was wir als Gabe empfangen haben, so umzugehen?
Egal, was wir können oder haben, es ist doch Gottes Gabe, die geschenkt wurde, nichts, um damit zu prahlen - und erst recht nichts, um damit andere fertig zu machen.
Ob ich kreativ bin und einen guten Geschmack habe und fantastisch kochen kann, ob ich wunderschön aussehe und eine gute Figur mache, ob ich gut singen, tanzen, erzählen oder sonstwas kann, das habe ich doch nicht, damit andere zynisch und vernichtend verrissen werden, und ich „Vorrang" bekomme und als Sieger übrigbleibe.
Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann?
Wozu all die Gaben und Begabungen? Sie sind uns geschenkt, um etwas daraus zu machen: sie sind nicht unser Verdienst, aber sie sind uns geschenkt, um uns damit zu dienen! Das will Paulus schon damals wieder zurechtrücken. Unsere Gaben bereichern das Leben, wir haben sie, um für andere da zu sein, um Freude zu bereiten, um Gemeinschaft zu ermöglichen.
Aber dieser Kampf, der damit veranstaltet wird, geht mittlerweile über alle Generationen. Da kämpft der begabte betagte Musiker gegen den jungen Mundharmonicaspieler, da machen sich junge Mädchen gegenseitig fertig, da gönnt keiner keinem mehr was. Hier möchte ich unbedingt zum Nachdenken anregen: es ist ein Geschäft. Ein Geschäft mit Menschen, die unter fragwürdigen Umständen dazu gebracht werden, sich zu produzieren, sich lächerlich zu machen.
Paulus sagt mal selber: so macht man sich zum Narren mit dieser Art von „Selbstinszenierung", beim Sich-Rühmen...
Packen wir uns aber auch an die eigene Nase: Es ist ein Geschäft - weil wir dabei zugucken. Weil Millionen zugucken, garantieren diese Fernsehsendungen Werbeeinnahmen in schwindelnden Höhen.
Lassen Sie uns nicht Teil dieser Verführung werden, die Menschen benutzt - sondern schalten wir den Fernseher dabei aus: gönnen wir uns unsere Gaben und nutzen sie miteinander und füreinander.
Gelegenheit für unsere Gaben und Begabungen zu danken finden wir übrigens unter anderem beim Erntedankfest am 3. Oktober - vielleicht sehen wir uns...


Ihre
Heike Stijohann

Andacht im Oktobergemeindebrief 2010