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1. Johannes 2, 2

Wie sieht´s aus mit Ihren kleinen Sünden? Haben Sie sich vorgenommen weniger zu rauchen und sind schon am Vorsatz gescheitert? Oder wollten Sie abnehmen, und nach zwei Wochen hat Sie der Frust gepackt? Und doch sind diese Sünden entschuldbar. Haben sie erst einmal keine wirklichen Konsequenzen – ein Kilo mehr oder weniger ist zu verkraften. Und ist man nicht gerade Kettenraucher, droht nicht unmittelbar der nächste Herzinfarkt! Sprich: die kleinen Sünden sind nicht wirklich Sünden! Schaden sie doch niemandem, maximal einem selbst. Anders sieht es da schon mit den eigentlich unverzeihbaren Sünden aus. Aber wo ist die Grenze? Gibt es überhaupt einen Unterschied?
Der 1. Johannesbrief gibt uns eine Antwort! „Jesus Christus ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.“
Differenziert wird hier nicht. Johannes sagt ganz deutlich: Gott trägt selbst die Folgen unserer Sünde! Nicht wir sind es, die durch Selbstanklagen oder Selbstzerstörung Geschehenes ungeschehen machen, nein, Gott selbst spricht den Schuldigen frei, er selbst hat Christus in die Welt gesandt, der das Opfer zur Versöhnung für unsere Sünden ist. Diese Erkenntnis zerstört alles Selbstgerechte und Eigensinnige. Gott selbst spricht uns frei, egal, ob wir gute Vorsätze über den Haufen werfen, ob wir uns schuldig machen an uns oder an anderen! Aber er entbindet uns nicht jeglicher Verantwortung! Siegfried Lenz schrieb: „Wir haben keine andere Wahl als bestehende Schuld zu unserer eigenen zu machen, wenn die Bitte im Vater Unser: ´Und vergib uns unsere Schuld´ keine leere Phrase bleiben soll.“ Nur wenn ich weiß, was Schuld ist, kann ich Versöhnung erfahren! Wenn wir den Bibeltext unter diesem Vorzeichen lesen, hat er eine wunderbare Bedeutung, dann ist er Gabe und Aufgabe; Zuspruch und Anspruch zugleich.
Die am Kreuz geschehene Versöhnung Gottes ist uns ein Geschenk, das wir im Glauben annehmen dürfen. Sie ist aber auchAufgabe:
„So jemand spricht: ´ich liebe Gott´, und hasst doch seine Brüder, der treibt mit Gottes Wahrheit Spott und reißt sie ganz darnieder. Gott ist die Lieb und will, dass ich den Nächsten liebe gleich als mich.“ So heißt es in einem Lied bei Christian Fürchtegott Gellert.
Das also, was wir in liebender Hingabe von Gott erfahren haben, dürfen wir unseren Mitmenschen nicht schuldig bleiben. – Und es gibt im Christentum nur ein Schuldigwerden: Die Liebe, die ich dem anderen schuldig bleibe, an deren Fehlen er krankt oder zerbricht. Und Liebe heißt auch: Dass wir verzeihen.
„Denn Verzeihen ist die Antwort auf den Kindertraum vom Wunder, wodurch das Zerschlagene heil und das Schmutzige rein wird.“ (Dag Hammarskjöld).
Eines zum Schluss: Wir dürfen nicht vergessen, dass bei allem Gott größer ist als unser Herz und gnädiger als unser Gewissen. Bei allen Fehlern, die uns unterlaufen, müssen wir nicht so hart mit uns ins Gericht gehen. Gott verzeiht uns alles Stückwerk in unserem Handeln, solange wir in seinem Namen handeln. Er verzeiht jeden Fehler, wenn wir weiter auf dem Weg bleiben, Nächstenliebe zu üben.
Und dafür sendet er uns seinen Zuspruch: Dass wir trotz aller Widrigkeiten und persönlichen Schwächen in unserem Leben nicht aufhören, das Gute zu suchen und die Welt in seinem Licht verändern zu wollen. Wir sind auf diesem Weg in guter Gesellschaft. Er bleibt uns in grenzenloser Liebe zugewandt, in seinem Sohn. Er ist das Zeichen des Kreuzes, er ist der Mensch für die anderen, er ist der Gott für dich und mich. In ihm wartet bis heute das unwiderrufliche „An deiner statt“, das endgültige „Dir zugute“, das unbedingte „Für dich“ auf unser Ja, auf unser Amen. So lasst uns mit Gott versöhnen, dass wir als Versöhnte miteinander leben. Gott bittet darum.

Anika Buchert