„Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All.“
Weish. 15,1
Wie ist Gott? Die meisten unter uns sind mit dem Bild des allmächtigen und liebenden Gott groß geworden. Aber gerade in heutigen Zeiten mit Kriegen und den vielen Naturkatastrophen fragen sich dann viele: wenn Gott uns liebt und die Macht dazu hat, warum verhindert er das Elend nicht? Warum greift er nicht ein?
Kann er nicht – ist er etwa doch nicht allmächtig, oder will er nicht – liebt er uns nicht? Menschen geraten ins Zweifeln und in noch größere Distanz zu Gott.
Müsste er sich nicht einmischen und all dem ein Ende machen? Wir erinnern uns: es gab eine Zeit, da war Gott alles leid, vor allem die Menschen, die soviel Leid verursachen. Und er hat dem ein Ende gemacht und ließ die Welt untergehen. Nur Noah mit seiner Familie und von jedem Tier ein Paar wurden gerettet für den Neuanfang.
Aber Gott erkannte, dass sich letztlich nichts ändern würde, weil der Mensch sich nicht ändert. Und gerade weil er die Welt und seine Menschen liebt beschloss er:
„Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
(1. Mose 8,21f)
Gott hat Erbarmen mit dem ganzen All, er schlägt nicht mit der Faust dazwischen, weil er versprochen hat, uns und unsere Welt nicht zu vernichten. Und wir, die wir uns so oft wünschen, er würde endlich einmal dreinschlagen – sind wir uns so sicher, dass wir davonkommen? Sind wir „die Guten“ und nur die Welt, die anderen sind „böse“. Oder haben wir den Kern nicht auch in uns: der kämpft und streitet und neidisch ist und sich rächt, werden unsere Wut und Aggression nicht oft nur mühsam gebändigt?
Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All.
Gott hat einen anderen Weg gewählt: er ist Mensch geworden. Er zerschlägt die Welt nicht, er hat sich selbst zerschlagen lassen. In Jesus Christus vergibt er und gewährt Neuanfänge. Seine Wahrheit will uns dabei immer wieder den richtigen Weg leiten.
Gott liebt diese Welt wahrhaftig. Und er zeigt diese Liebe durch seine Güte und seine Langmut. Er hat Geduld mit uns und mit der ganzen Welt.
Er gibt den Menschen die Chance umzukehren, d. h. andere Wege zu beschreiten. Weil er gütig und langmütig ist, und zwar nicht nur mit mir, sondern auch mit meinem „Feind“, mit den Menschen, die ich am liebsten verurteile.
Wir brauchen an dem Unheil der Welt nicht zu verzweifeln, am Ende wird Gottes Heil gewinnen. Deshalb brauchen wir auch an seiner Liebe und Allmacht nicht zu zweifeln: er kann – und er will – und er wird die Erde verwandeln. Aber bis dahin gibt er uns und allem noch eine Chance.
Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All.
Heike Stijohann