Zum Monatsspruch für September fällt mir spontan ein politisches Schlagwort unserer Tage ein:
Generationenkonflikt.
Das Verhältnis zwischen Jung und Alt ist durcheinandergeraten.
Es gibt bei uns immer mehr ältere als jüngere Menschen, die Alterspyramide steht auf dem Kopf.
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten führt das zu seltsamen Diskussionen.
Ältere Menschen fühlen sich allein wegen ihres Alters an den öffentlichen Pranger gestellt und haben gleichzeitig Angst um ihre zukünftige medizinische Versorgung.
Jüngere Menschen leben oft ohne konkrete Zukunftshoffnungen. In der Öffentlichkeit werden ihnen kaum noch berufliche Perspektiven eröffnet. „Was soll man sich quälen, jetzt will ich Spaß haben...“
Lassen wir uns nicht in falsche Alternativen drängen. Jung und Alt sind aufeinander angewiesen. Das war schon immer so.
Wir können für unsere Kinder leben, weil unsere Eltern für uns gelebt haben.
Wie können unsere Kinder für ihre Kinder sorgen, wenn sie von uns nicht Liebe und Geborgenheit erfahren haben?
Dabei spielen die ersten Lebensjahre eine große Rolle. Kinder scheinen einen unmittelbaren Zugang zu den Inhalten des Glaubens zu haben. Der Psalmist beginnt darum seinen Psalm mit der Aufforderung: „Was wir hörten und erfuhren, was uns die Väter erzählten, das wollen wir unseren Kindern nicht verbergen.“
Was „verbergen“ wir heute vor unseren Kindern? Dabei geht es nicht nur ums Hören und Erzählen von Geschichten.
Christliche Erziehung geschieht von Anfang an durch die liebevolle zuverlässige Zuwendung zum Kind. Erlebt ein Kind die Mutter, den Vater als schützend und tröstend, kann es auch Gott zutrauen, von ihm geliebt und treu auf seiner Lebensreise begleitet zu werden.
Sich nach einem Streit zu versöhnen und einander liebevoll anzunehmen: darin spiegelt sich verheißungsvoll die Liebe Gottes zu uns wider.
Die Art, wie wir täglich miteinander umgehen, prägt unsere Kinder. Aber durch unser christliches Verhalten allein entsteht noch kein Glaube, die konkreten Erfahrungen sind für Kinder wie ein Nährboden auf dem der Glaube wachsen kann. Zum Wachsen des Glaubens müssen schon die Erzählungen von Gott, Jesus und den anderen Menschen in der Bibel dazukommen. Eltern fühlen sich oft überfordert, doch es gibt gute Kinderbibeln aus denen man vorlesen kann. Im Kindergarten, in der Grundschule werden biblische Geschichten kindgerecht erzählt. Sonntags im Kindergottesdienst erzählen die Mitarbeiterinnen von Gott.
Der Monatsspruch klingt so, als ob biblische Geschichten nur etwas für Kinder wären. Es stimmt, wenn ich als Kind erfahre, dass Gott mich kennt und liebt und ich ihm vertrauen kann, dann kann ich auch als Erwachsener glauben. Was ein Kind vom Leben und Glauben lernt, bleibt. Es kann wachsen und mir helfen meinen Lebensweg zu gehen. Der Generationenkonflikt heute macht auf ein aktuelles Problem aufmerksam. Wie wir aber damit umgehen, hat etwas mit unserer eigenen Kindheit zu tun. Wir vergessen unser Leben lang nicht, was wir dort hörten und erfuhren. Den Generationenkonflikt können jung und alt nur gemeinsam lösen, der Prüfstein für die Lösungen sind unsere Kinder.
Rainer Schling