„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Noch gut kann ich mich erinnern, an den 9. November 1989. Wir hatten gerade Kindergottesdienst-Helferkreis, aber zur Vorbereitung kamen wir kaum. Am Fernseher verfolgten wir mit, was kaum zu glauben war: Die Öffnung der Mauer, die 28 Jahre Deutschland in zwei Teile getrennt hatte. Nur unter großen Gefahren zu überwinden, zumindest von der einen zur anderen Seite. Todesfälle gab es genug bei diesen Versuchen.
Unglaublich, was sich da abspielte. Menschen strömten in ihre Freiheit. Sie waren nicht mehr aufzuhalten.
Auch die friedlichen Proteste innerhalb der Kirchen waren es, die diese Mauer zum Wackeln und schließlich zum Einstürzen brachten. Die Friedensgebete und die von ihnen ausgehenden Demonstrationen.
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Diese Worte sprechen hinein in solche Situationen. Menschen, von Mauern getrennt, nicht nur von sichtbaren Mauern wie der „Berliner Mauer“. Mauern gibt es auch in den Köpfen und Herzen. Und diese sind oft genug noch schwerer zu überwinden als die aus Stein gebauten.
Gott macht mir Mut, Mauern zu überwinden. Nicht nur vorsichtig darüberzuschauen. Nein, darüberzuspringen. Trotz der Sicherheit, trotz des Schutzes, den mir Mauern natürlich geben.
Was wird auf der anderen Seite sein? Was werde ich dort erleben? Wie werden mir die Menschen jenseits der Mauer, die selbstverständlich mich als jenseits der Mauer betrachten, empfangen? Mit offenen Armen? Oder mit dem Gedanken: „Der oder die hat mir gerade noch gefehlt…!“?
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Obwohl sich diese Fragen erst klären, wenn ich die Mauern überwinde, Gott ermutigt mich, ins Ungewisse zu gehen. Jedoch mit ihm, er lässt mich nicht alleine. Fest und sicher ist der Rückhalt, den er mir gibt. Das ist die Sicherheit, die ich habe, wenn ich meine „Deckung“ verlasse. Eine andere habe ich nicht.
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Immer wieder erleben wir, was geschehen kann, wenn wir uns darauf einlassen. In unserem Leben, in unseren Gemeinden, aber auch dann, wenn wir den Sommer genießen, im Urlaub oder anderswo. Überall, wo Menschen vermeintliche Grenzen überwinden, überall, wo ich mit Achtung und Respekt auf andere zugehe, da entsteht Neues. Ich habe es nicht in der Hand, was genau. Aber ich trage mit meinem ersten Schritt dazu bei. Nicht planbar, aber anregend und spannend.
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Als wir das neulich im gemeinsamen Gottesdienst am 9. Juli versuchten, der die Gemeinden Horn und Bad Meinberg auch schon beim Kaffeetrinken zusammenführte, wurde viel von der neuen Perspektive gesprochen, die das bringt. Ich sehe und höre anders. Andere Menschen als sonst sitzen neben mir.
Und genau das, so meine ich, brauchen wir. Neue Perspektiven, ein neuer Blick auf unser Leben, auf andere Menschen, offenes und respektvolles Aufeinander-Zugehen. Auch in unseren beiden Gemeinden.
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Also Gott begleitet uns, sowohl auf vertrauten wie auf neuen Wegen, ganz persönlich und als Gemeinden. Dass wir mutig vorangehen und dabei erfüllende Erfahrungen machen, das wünscht Ihnen und uns
Matthias Zizelmann
Oktober 2017