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Psalm 104, 24

Eine geöffnete Tür. Sie gibt den Blick frei auf Berge, See und idyllische Landschaft.
Wer durch sie durch ins Freie tritt, die und der kommt unweigerlich ins Staunen. Denn es eröffnet sich eine neue, eine weite Welt.
Und wer dann loswandert, wird hinter jeder Biegung und immer wieder neu bezaubernde Berge entdecken. Den See mit seinem klaren Wasser sehen und vielleicht sogar eine Badepause einlegen. Auf eine Quelle oder einen Bach treffen, den es zu durchqueren gilt. An Tieren und Pflanzen vorbei wandern.
Zeit haben, den eigenen Gedanken nachzuhängen. Erlebnisse und Erfahrungen zu erinnern oder auch gar nichts im Kopf haben – nur zu laufen. Sommerzeit ist Urlaubszeit. Für viele Menschen. Die Chance und die Möglichkeit, sich die Tür in eine andere Welt zu öffnen. Übrigens letztlich egal, ob ich viele Kilometer weit wegfliege – oder meine freien Tage hier verbringe.
Sich die Tür in eine andere Welt zu öffnen – das ist ein bisschen wie das Eintreten in ein Paradiesgärtlein. Wie die Rückkehr ins Paradies, das eigentlich verloren schien. Egal wo – es ist überall möglich, mich und meine Welt mit neuen Augen zu sehen. So wie ich, so wie diese Welt von Gott eigentlich gedacht war. Entspannter, versöhnter, friedlicher, liebevoller.
Sich die Tür in eine andere Welt zu öffnen. In Wirklichkeit erleben wir alle oft verschlossene Türen. Wir bekommen keinen Zugang zu einem anderen Menschen. Uns will der richtige Schlüssel einfach nicht in die Hand fallen, um ein Problem zu lösen. Es fehlt die Kraft, um alles immer zu schaffen. Es fehlt die Zeit, Freundschaften zu pflegen.
Wir spüren: Es geht nicht immer einfach, sich die Tür in eine andere Welt zu öffnen.
Was uns zuweilen schwer fällt – Franz von Assisi ist es vor vielen Jahrhunderten gelungen. Er hatte so etwas wie ein zweites Auge auf die Dinge und Wesen dieser Welt. Für ihn ist alles Geschaffene ein Echo Gottes. Alles ist für ihn Schatten und Bild, Ebenbild und Aufführung Gottes. Nichts ist also nur, was es ist.
Diese Auffassung vom Leben und von den Dingen gefällt mir sehr. Denn sie bewahrt uns alle davor, Leben und Dinge nur zu benutzen, als hätten sie kein Geheimnis. Als ständen sie uns selbstverständlich immer zur Verfügung.
Als Echo Gottes sind sie vielmehr für sich da – und sie sind für Gott da.
Sich die Tür in eine andere Welt zu öffnen. Ich höre darin von Franz von Assisi die große Einladung, wie mit einem zweiten Gesicht unsere Welt wahrzunehmen. Und dann aufmerksam zu werden für die Spuren Gottes in unserer Welt: Im Lachen eines Kindes; in einem Menschen, mit dem ich Frieden schließen konnte; im Anblick von vierhundert Berggipfeln.
„Gott, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“
Sich die Tür in eine andere Welt zu öffnen – dass Ihr und Sie diese Möglichkeit ergreift, wann immer und wo sie sich bietet, das wünsche ich allen. Ganz egal an welchem Ort Sie sich und Ihr Euch in der Sommerzeit befinden werden und werdet – ob hier in der Nähe oder weit weg in der Ferne.

Irmela Lutterjohann-Zizelmann
Juli 2017