Ein Mensch, der isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Kohelet 3,13
September: Urlaub zu Ende, Schule fängt an, der Alltag hat uns wieder und macht uns Mühe.
Ich weiß nicht, ob Sie die Ferien genießen konnten oder in den Urlaub fahren konnten, ob es Ihnen gelungen ist, in diesen Wochen „aufzutanken" - wann waren Sie eigentlich zuletzt „guten Mutes"?
Mir fällt auf, dass in unseren Schulen, an unseren Arbeitsplätzen und auch im Alltag der „Unmut" immer größer wird:
Sei es die neueste Pisa-Studie oder die Qualitätssicherung am Arbeitsplatz, sei es der Frust über die gesundheitliche Situation oder den Partner oder die Kinder.
Unseren „Unmut" können wir viel schneller äußern, weil unser Blick sich vom Mangel schnell gefangen nehmen lässt. Leid prägt sich uns viel tiefer und schneller ein als Freude.
Und so wird das „guten Mutes sein" zur Ausnahmesituation.Viele Menschen können sich kaum noch erinnern, wann sie zuletzt „guten Mutes" oder „frohgemut" waren.
Der Prediger (Kohelet) in der Bibel - aus dessen Buch unser Monatsspruch stammt - versucht beides im Blick zu behalten: die Zeiten der Freude und des Leides. Da gibt es die Zeit, um geboren zu werden und die Zeit, um zu sterben. Da gibt es die Zeit, um zu lachen und die Zeit, um zu weinen. Das ist so, das ist Leben.
Aber das ist nicht alles. Es geht nicht darum resigniert die Schultern zu zucken - dem Prediger geht es vor allem darum, den Blick zu wechseln. Weg von der Plage, mit der man sich müht, weg von dem endlosen Streben nach Höher, Weiter, Besser, weg von dem eitlen Haschen nach Wind.
Er lenkt den Blick auf die „Gaben Gottes". Und diese Gaben finden sich nicht unbedingt nur im Außergewöhnlichen, im „Event" oder Großereignis. Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit - neben dem, was wir unbedingt erreichen wollen und was uns vermeintlich immer zum Glück fehlt, gibt es die Schönheit des Augenblicks, die Freude am alltäglichen Geschenk:
Ein Mensch, der isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Es tut mir gut, mich auf die Suche nach diesen Gaben Gottes zu machen. Was hat mir heute gut getan, wo ist es mir gut ergangen. Vielleicht habe ich auch nur gut gegessen oder getrunken.
Alles was ich habe ist Gottes Gabe. Und wenn ich mich bewusst daran erinnere und erfreue, dann können auch Selbstverständlichkeiten wie Essen und Trinken „frohgemut" machen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen Monat nicht mit dem Gefühl beginnen „jetzt geht die Mühe wieder los". Sondern dass Sie die Quelle für den „guten Mut", das heißt Zuversicht, Zufriedenheit und die notwendige Zeit für sich - trotz Pisa, Stress und engem Kalender behalten.
Denn ein Mensch, der isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Heike Stijohann