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Prediger 3, 11

an pre3 11

Liebe Leserin, lieber Leser,
„Hand aufs Herz“, was tun Sie häufiger in Ihrem Leben: sich ärgern über das, was anders besser sein könnte, oder sich über all das freuen, was wirklich gut und schön ist?
„Nölen“, also „nörgeln“ oder „seine schlechte Laune herauslassen“, so steht es auf meiner Kaffeetasse mit den „lippischen Wörtern“ ganz unten.
Aber diese Haltung steht im Verhalten vieler Menschen ganz oben, nicht nur in Lippe. Da gibt es immer etwas, über das man sich aufregen kann, immer etwas, was ganz anders ist, als man es sich vorgestellt hätte, immer etwas, worüber man klagen kann.
Keiner und keine sind so ganz frei davon.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine nicht die wirklichen Missstände, bei denen das „auf dem Spiel steht“, was wirklich wichtig ist, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung zum Beispiel.
Ich meine die ewige Nörgelei, das Muffeln über dieses und jenes, das „Nölen“ eben, das keine Ruhe findet, weil es keine Ruhe will. „Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“, so sagt es dagegen der unbekannte Prediger oder die unbekannte Predigerin, dessen oder deren Worte in der Bibel aufbewahrt werden.
Der Monatsspruch im September sind diese Worte, wie ich finde ein richtiger „Gegenentwurf“ gegen alles „Genöle“ dieser Welt.
Eine bewusste Entscheidung, wie es mir vorkommt, auf dieses Gute und Schöne unserer Welt zu schauen. Das Schlechte und Schiefgelaufene könnte auch dieser Mensch sehen, keine Frage, wenn er sein Augenmerk darauf legen würde.
„Always look on the bright side of life“, „Schau immer auf die fröhliche Seite des Lebens”, ein wenig entspricht es dieser gesungenen, nicht ganz ernst gemeinten Aufforderung Brians, was die Predigerin oder der Prediger meint.
Nur dass es bei ihm eine klare Unterscheidung gibt, die ihm diese Haltung ermöglicht, die Unterscheidung von Gott und Mensch, die Unterscheidung dessen, was allein Gott tun kann und tut, und dem, was in meinen Verantwortungsbereich als Mensch fällt.
Und da zeigt sich, manches muss ich einfach Gott überlassen.
Endgültige Urteile zu fällen, auch über meine Mitmenschen, zum Beispiel.
Oder die ganze Welt zu retten.
Das kann ich nicht.
Noch nicht einmal ist es mir immer klar, wie und wodurch Gott das tut. Oder wie das, was er tut, eigentlich da hineingehört.
„Was ist der Mensch?“, fragt der 8. Psalm.
Einer, der kein Gott ist, weit entfernt, so antwortet er selbst.
Aber doch „nicht viel niedriger“ als Gott, also: Vieles könnte ich tun, liegt in meiner Macht, was mir gerade zu viel, oder worauf ich überhaupt keine Lust habe.
„Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“, so sagen uns die Worte des Monatsspruchs im September.
Sich freuen, immer wieder, an all dem Guten, das mein Leben ausmacht, und das Gott mir schenkt, auch wenn es manchmal verdunkelt scheint. Dann kann sich einstellen, was das Buch des Predigers oder der Predigerin weiter beschreibt:
„Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“
Dass Ihnen dies gelingt, das wünscht Ihnen

Ihr Pastor Matthias Zizelmann
Juli 2018