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Jeremia 31, 3

 

Liebe Leserin, lieber Leser,
ob Sie auch im Urlaub waren in diesem Sommer? Manchmal bringen wir da Erinnerungen mit, die uns lange begleiten. Impulse, die uns einen neuen Blick eröffnen. Ich möchte Sie heute an einen ganz besonderen Ort meiner Erinnerung mitnehmen.
„Fokstugu“ – Fok heißt Schneetreiben und Stugu Hütte.
Dieser Name deutet schon auf einen ungewöhnlichen Ort hin. Der Hof liegt auf dem Dovre–Fjell in 1000 m Höhe und ist Wind und Wetter ausgesetzt wie kaum eine andere Herberge am Olavsweg. 700 Schafe werden auf dem höchsten Bauernhof Norwegens versorgt.
Bereits im 12. Jh. gab es an diesem Ort ein Haus, in dem Wanderer und Pilger im Gebirge Schutz finden sollten. Heute gehört das Anwesen Christiane und Laurits Fokstugu. Ein beeindruckendes Paar. Christiane lebte als gebürtige Schwedin 25 Jahre als Journalistin in Paris. Sie pilgerte durch Norwegen, um ihre Berufung zu erkennen und herauszufinden, ob sie in ein Kloster eintreten sollte. Sie lernte Laurits kennen und ließ für ihn Paris und ihr ganzes Leben zurück.
Die beiden machten aus Fokstugu mehr als nur einen Bauernhof – sie leben als geistliche Gemeinschaft. Eine Glocke ruft dreimal am Tag zum Gebet – wie unsere Kirchenglocken. Ein ehemaliger Schafstall wurde 2010 als Kapelle geweiht. Dieses „Guds Huset“, dieses Gotteshaus soll für alle Menschen da sein, so sagt Christiane. Für christliche Pilger, für Strafgefangene, für Moslems, Buddhisten, Hindus und auch für Atheisten.
Strafgefangene? – Ja, in den Zeiten, in denen keine Pilger kommen, werden dort Strafgefangene aufgenommen, die mit ihrem Gefängnispastor auf dem Olavsweg pilgern und eine Woche auf Fokstugu verbringen. Sie arbeiten dort mit, sie leben dort mit, sie beten dort mit – und erleben eine Wertschätzung, wie sie sie vielleicht nie zuvor in ihrem Leben gekannt haben.Mich hat dieser kurze Aufenthalt dort auf dem Hof nachhaltig beeindruckt:
Wie viel Segen liegt hier auf diesem Ort!
So unbequem auch die Gegebenheiten sind, so unwirtlich der Ort auch oft ist – im Winter können dort bis zu 6 m hohe Schneewehen die Gebäude umgeben – so toll und beeindruckend ist es doch, was Menschen mit ganz viel Gottvertrauen daraus machen. „Wir sind offen für das, was Gott hier tun will“ – mit dieser Einstellung leben sie. „Und er wird uns die Hilfe geben für das, was nötig ist.“ So haben sie es in den letzten Jahren erlebt und mit diesem Vertrauen gehen sie in die Zukunft.
Für mich hat das Vorbildcharakter: Nicht über die Umstände zu klagen, die nicht immer einfach sind, sondern mit Gottvertrauen und viel Liebe etwas daraus zu machen. Nicht gleich aufzugeben: Das ist zu teuer, das dauert zu lange, das bringt ja doch nichts. Sondern treu zu bleiben in Glaube, Hoffnung und Liebe und das Mögliche zu tun.
Der Monatsspruch für den Monat September erinnert uns an die Quelle dieser Liebe:
Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jer 31,3)

Pastorin Petra Stork aus Horn
Monatsspruch September 2016