Jakob wollte der Erste sein - um jeden Preis. Dafür hatte er seinen Bruder um den Segen des Vaters betrogen. Als das alles zutage trat, konnte Jakob nur noch fliehen. Weit weg von zu Hause baute er sich ein neues Leben auf.
Zwanzig Jahre ist das nun her und Jakob will wieder nach Hause. Endlich. Wie aber wird die Begegnung mit seinem Bruder sein? Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Wie lebt es sich mit dem Gefühl, einen großen Fehler gemacht zu haben? Hatte Jakob das überhaupt eingesehen oder nicht auch die Schuld bei seinem Bruder gesucht? Weil das immer einfacher ist. Jakob wusste: irgendwann werde ich meinem Bruder wieder begegnen. Dann werde ich mich entschuldigen und Esau um Verzeihung bitten müssen. Eines Tages, Jakob weiß es, will ich das auch. Weil ich es mir selber schuldig bin. Dann will ich dieses unerledigte Kapitel in meinem Leben zu einem guten Ende bringen.
In jeder Lebenssituation steckt eine Herausforderung. Man kann sie ergreifen oder sie ungenutzt verstreichen lassen. Jakob packt zu und macht sich auf den weiten Heimweg.
Jetzt sitzt er am Flussufer des Jabbok. Seine Familie und sein ganzes Hab und Gut hat er schon auf die andere Seite des Flusses gebracht. Jakob ist allein und die Nacht bricht herein. Wie wird ihm sein Bruder begegnen? Was wird Esau tun? Die ganze Familiengeschichte geht Jakob durch den Kopf. Da wird er plötzlich gepackt. Ein Wesen, ein Mann, Jakob weiß gar nicht, wer und was es ist, packt ihn und versucht ihn niederzuringen. Aber Jakob hält stand. Und als sein Gegner sich zurückziehen will, lässt Jakob ihn nicht los. Jakob will gesegnet werden: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Jakob will, dass alles wieder gut wird zwischen ihm und seinem Bruder. Dafür braucht er Gottes Segen und den fordert er so beharrlich ein. Jakob wird gesegnet, und die Morgenröte geht auf. Es wird wieder hell nach dieser Nacht und in Jakobs Leben. Aus dem Ringen um Gottes Segen geht Jakob als ein Gezeichneter hervor. Er hinkt für den Rest seines Lebens und ist ein Gesegneter. Er hat jetzt die Kraft, sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Er geht ihm entgegen. Alles wird gut.
Mit Gottes Segen geht bei allem, was geschieht, über unserem Leben immer wieder die Sonne auf. Jakob hat es erlebt.
Viele gute Entdeckungen von Gottes Segen in Ihrem Leben!
Iris Opitz-Hollburg
Monatsspruch Juni 2015