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1. Chronik 22, 13

Wir werden davon ausgehen können, dass Gott das wohl ist, der mir das zuspricht. Das klingt schön!
Im 1. Chronikbuch des Alten Testamentes steht dieser Satz. Ich bin verunsichert. Das ist ja gar kein Satz, den ich so allgemein als christlichen Mutmachsatz in Anspruch nehmen darf! Viel mehr hat er eine ganz konkrete Geschichte. Diese Worte sprach der große König David zu seinem Sohn Salomo! Salomo bekommt von seinem Vater die schwere Aufgabe, dem Gott Israels einen Tempel zu bauen. David selbst hatte schon sehr viel Material herbeigeschafft, aber es sollte nicht seine Aufgabe sein, den Tempel letztlich zu bauen; sein Sohn sollte das große Werk vollbringen. Welche Herausforderung für Salomo! Wird er das überhaupt schaffen?
Und David? Seine Macht neigt sich dem Ende zu. Er gibt seine Macht an den Sohn. David erkennt seine Grenze: dass es eben nicht an ihm liegt, das Geplante nun auch auszuführen. Er tritt zurück, macht Platz für die nächste Generation. Mit Gott im Rücken braucht Salomo vor der großen Aufgabe keine Angst zu haben. Und sein Vater macht ihm Mut: „Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken!“ Allerdings ist dieses kein allgemeines „Ärmel aufkrempeln, du schaffst das schon!“ Viel mehr erinnert David daran: Wenn du die Gebote Gottes befolgst und seine Rechte achtest, dann wird es dir gelingen.
Als ich diese Andacht schrieb, war gerade in den Zeitungen zu lesen, dass die Kirche in Biemsen/Ahmsen an eine Freikirche verkauft wurde. Unter dem Eindruck des Monatsspruches frage ich mich: Wie überlassen wir Aufgaben der nachfolgenden Generation? Und das frage ich mich insbesondere zunehmend für unsere kirchliche Situation, für die Frage, wie es in unseren Gemeinden weitergeht. Wir stellen doch immer schärfer fest, dass Nachfolgende vor großen Veränderungen stehen. Wir Älteren gehören wohl zu der Generation, dass wir Tempel/Kirchen gebaut haben, aber die nachfolgende Generation wird sich überlegen müssen, was mit den vielen Gebäuden gemacht werden kann, wenn wir sie nicht mehr halten können. Sollen sie verkauft werden, wie in Biemsen/Ahmsen geschehen? Und weitere Fragen schließen sich an. Die Herausforderung der Zukunft wird wohl sein: Wie können wir in Würde kleiner werden? Mir kommt David, der alte König wieder in den Sinn. Und ich denke: Wenn die nachwachsende Generation in unseren christlichen Gemeinden solche Vorgänger hat, kann man sie nur beglückwünschen: In Demut und Respekt vor nachfolgenden Menschen zurücktreten, aufmerksam machen auf die Gebote und das Recht Gottes, und das Vertrauen aussprechen, dass alles gut werden wird. Es ist derselbe Gott, der Leben und Wirken der Alten und der Jungen trägt. Manches kann bestehen bleiben, manches muss neu „gebaut“ werden, manches „Alte“ vielleicht abgerissen. Das mag Unverständnis und Verbitterung bei den Älteren auslösen, aber: Sie haben ihren Dienst getan; es ist gut, und die nächste Generation ist dran! Und diese muss neu und selbst ihren Weg finden. Wie David Gott und damit auch seinem Sohn vertraut, dass es gut werden wird, so können auch heute die Älteren den Jüngeren vertrauen, unter Gott, dass das Neue auch gut werden wird, selbst wenn es anders ist als das Alte.
Diejenigen, die nun in die Verantwortung treten, haben vielleicht Grund sich zu sorgen und zu zweifeln, aber gerade deswegen brauchen sie Väter und Mütter im Glauben, die hinter ihnen stehen und sie ermutigen und selbst in mancher vielleicht berechtigter Kritik noch Mut zusprechen. Wenn Solidarität unter den Generationen gelebt wird, dann erkennt man zwischen den Generationen die Güte und Gnade Gottes.

Rainer Stecker
(Monatsspruch September 2014)